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damit über den One-on- One-Kontakt mit dem Computer hinausgehen. So verband Station Rose bei ihren Performances in den frühen 1990er Jahren ihre Computer mit dem Internet und forderte ihr Publikum auf, sich an der Performance zu beteiligen und Mails an die Gruppe zu schicken. Auf diese Weise wurde der Performanceraum (häufig handelte es sich um den Kontext einer Party) ausgedehnt beziehungsweise erweitert. Auch wenn sich diese Erweiterung in technologischer Hinsicht dem direkten Zugriff des Publikums entzog, wurde es jedoch in sozialer, kultureller oder psychologischer Hinsicht ausdrücklich einbezogen. »Über Telnet und diesen ›u-Befehl‹ konnte sich jeder einloggen und etwas senden, wenn er/sie wusste, dass wir in Frankfurt beim Gunafa Clubbing waren.« Rose fährt fort: »Das (deutsche) E-Mail-Programm Magicall, das wir damals verwendeten, lief auf Amiga, das ich benutzte, um live mit vier Projektionsleinwänden zu arbeiten […] Ich ließ […] das E-Mail- und das Animationsprogramm gleichzeitig live laufen. Wenn ich eine neue Nachricht erhielt, blitzte der Bildschirm auf. Dadurch entstand im Club ein besonderer Lichteffekt, ein digitaler Strobe-Effekt, weil

 

wir so viele Nachrichten erhielten.« [8] All dies geschah zu einer Zeit, in der das Internet nicht nur beim breiten Publikum, sondern sogar auf Seiten vieler Medienkunstfestivals noch weitgehend unbekannt war. »Soweit ich mich erinnere«, erklärt Danner, »hatte die Ars Electronica 1995 noch keine E-Mail-Adresse«. [9] Noch 1998 war es nichts Ungewöhnliches, dass Medienkunstfestivals E-Mails einfach deshalb nicht beantworteten, weil sie nicht wussten, wie man eine Mailbox benutzt. Man kann nur versuchen, sich vorzustellen, welche Reaktionen Performances wie die oben beschriebenen beim Publikum ausgelöst haben. Sie dürften mysteriös gewirkt, Neugierde geweckt, doch in jedem Fall eine Menge Gesprächsstoff geboten haben. Wenn die Show vorüber war, hatte man vermutlich den Eindruck, etwas ganz Besonderes erlebt zu haben. »Es dauert stundenlang, virtuelle Räume zu errichten, sie zum Leben zu erwecken«, sagt Rose, »und sobald die (analogen) Lichter angeknipst werden, sind diese Räume weg und werden nie wieder auf dieselbe Weise zurückkehren. […] Im Cyberspace in Echtzeit komponieren ist eine extreme Erfahrung«. [10] Offenbar waren die Gunafa Clubbing Events temporäre

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