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meisten Betriebssystemen durch grafische Benutzeroberflächen fast vollkommen verdrängt worden ist. Noch vor 20 Jahren waren jedoch alle Benutzerschnittstellen und Editoren kommandozeilenorientiert, beziehungsweise man konnte zwischen verschiedenen Modi hin- und herwechseln. Während im Textmodus die Return-Taste zu einem Zeilenwechsel führt, verwandeln sich eingegebene Texte plus Return-Taste im Kommandozeilenmodus in potentielle Befehle: »Im Computer […] fallen, sehr anders als in Goethes ›Faust‹, Wort und Tat zusammen. Der säuberliche Unterschied, den die Sprechakttheorie zwischen Erwähnung und Gebrauch, zwischen Wörtern mit und ohne Anführungszeichen gemacht hat, ist keiner mehr. kill im Kontext literarischer Texte sagt nur, was das Wort besagt, kill im Kontext der Kommandozeile dagegen tut, was das Wort besagt, laufenden Programmen oder gar dem System selbst an.« [39]

»How To Do Things With Words«

In einer Reihe von Vorlesungen, die John Langshaw Austin (1911–1960) 1955 an der Harvard University unter dem Titel »How To Do Things With Words« [40] hielt, führte er den bahnbrechenden

 

Gedanken aus, dass sprachliche Äußerungen keineswegs nur dem Zweck dienen, einen Sachverhalt zu beschreiben oder eine Tatsache zu behaupten, sondern dass mit ihnen stets Handlungen vollzogen werden. »Was Sprecher von Sprachen intuitiv immer schon gewußt und praktiziert haben,« so schreibt Erika Fischer-Lichte, »wurde hier von der Sprachphilosophie zum ersten Mal formuliert: dass Sprache nicht nur eine referentielle Funktion erfüllt, sondern immer auch eine performative.« [41] Austins Sprechakttheorie begreift Sprechen also grundsätzlich als Handeln und beobachtet dabei ein Sprechen, das nicht erst durch seine Wirkung effektiv ist, sondern bereits durch sich selbst. Genau hier trifft sich die Sprechakttheorie mit der unterstellten Performativität des Code: »[W]enn ein Wort nicht nur etwas benennt, sondern etwas performativ herbeiführt und zwar genau das, was es benennt« [42]. Austin unterscheidet in allen Sprechakten drei verschiedene linguistische Akte. Den »lokutionären Akt« bestimmt er als den propositionalen Gehalt, der wahr oder falsch sein kann. Er soll uns in diesem Zusammenhang nicht weiter interessieren. »Illokutionäre Akte« sind Handlungen, die kraft der

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