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hat genauso unmittelbare, auch politische Auswirkungen auf die virtuellen Räume (u.a. des Internet), in denen wir uns zunehmend bewegen: »Programmcode«, so der amerikanische Jurist Lawrence Lessig, »tendiert immer mehr dazu, zum Gesetz zu werden.« [49] Heute werden Kontrollfunktionen direkt in die Architektur des Netzes, also seinen Code, eingebaut. Diese These stellt Lessig in Code and other Laws of Cyberspace (1999) auf. Am Beispiel des Online-Dienstes AOL macht Lessig eindringlich klar, wie die AOL-Architektur mit Hilfe des sie bestimmenden Codes zum Beispiel jegliche Form von virtueller ›Zusammenrottung‹ verhindert und eine weitgehende Kontrolle der Nutzer erlaubt. Unterschiedliche Codes erlauben unterschiedliche Grade von Bewegung(sfreiheit): »Die Entscheidung für einen bestimmten Code ist,« so Lessig, »auch eine Entscheidung über die Innovationen, die der Code zu fördern oder zu hemmen imstande ist.« [50] Insofern mobilisiert beziehungsweise immobilisiert der Code seine Benutzer. Dieser wirkmächtige Code bleibt jedoch unsichtbar – Graham Harwood bezeichnet diese ›unsichtbare Welt‹ daher auch als »invisible shadow

 

world of process« [51]. In diesem Sinne könnte man von der Gegenwart als von einem »postoptischen« Zeitalter sprechen, in dem der Programmcode – den man in Anlehnung an Walter Benjamin auch als »Postoptisch-Unbewusstes« bezeichnen könnte – zum »Gesetz« wird. Den Begriff des »Postoptischen« habe ich in Auseinandersetzung mit dem Konzept der Ausstellung »Ctrl_Space« entwickelt, die 2000–2001 am ZKM in Karlsruhe gezeigt wurde. Diese Ausstellung, die sich ganz dem Benthamschen panoptisch-visuellen Paradigma widmete, stellte die problematische (und hier polemisch formulierte) These auf, dass Überwachung heutzutage nur stattfinden würde, wenn eine Kamera anwesend sei – angesichts der schon heute praktizierten unterschiedlichen Formen von »Dataveillance« eine überholte Definition. Der Begriff des »Postoptischen« bezeichnet dagegen all die digitalen Datenströme und (programmierten) Kommunikationsstrukturen und -architekturen, die mindestens ebenso gut zu überwachen sind, aber nur zu einem kleinen Teil aus visuellen Informationen bestehen. [52] Walter Benjamin definierte das »Optisch-Unbewusste« in seiner »Kleinen Geschichte der

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