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aufmerksam. Das sicherlich »radikalste Verständnis von Computercode als künstlerischem Material« [60] zeigt sich dabei in den sogenannten »Codeworks« [61] und ihrer künstlerisch(-literarischen) Auseinandersetzung mit Programmiercode. Diese Codeworks benutzen formalen ASCII-Instruktionscode beziehungsweise dessen Ästhetik, ohne jedoch auf die von ihm geschaffenen Oberflächen und multimedialen graphischen Benutzerinterfaces zu rekurrieren. Die Arbeiten von Jodi, Netochka Nezvanova und mez, [62] die in diesem Kontext vorgestellt werden, rufen so die Existenz eines normalerweise durch die grafischen Oberflächen verdeckten, unsichtbaren »Postoptisch-Unbewussten« ins Gedächtnis. Die australische Netzkünstlerin mez [63] (Mary-Anne Breeze) und die anonyme Netzentität Netochka Nezvanova (auch bekannt unter den Pseudonymen nn, antiorp und Integer) produzieren seit einiger Zeit neben hypertextuellen Arbeiten und Software zur Echtzeit-Manipulation von Videobildern einfache Textarbeiten, die sie meist in Form von Emails an Mailinglisten wie Nettime, Spectre, Rhizome, 7-11 oder Syndicate versenden. Sieht man von Attachments und vom zunehmenden Einsatz von html-Text ab,

 

erlaubt das Textmedium E-mail nur die Verwendung von reinem ASCII-Text und ist (technologisch) dementsprechend begrenzt. mez und antiorp haben jedoch jeweils eigene Sprachen und Schreibstile entwickelt: mez bezeichnet ihren Stil als »M[ez]ang.elle«, während Netochka Nezvanova (Integer) ihn »Kroperom« oder »KROP3ROM|A9FF« nennt. Bei beiden handelt es sich um künstlerische Appropriationen von Programmiercode. Der Programmiersprachen- Unkundige kann in dieser zeitgenössischen Mailart, die den Anschein erweckt, als ob eine Datei von einer Software fehlerhaft und unleserlich formatiert oder dekodiert worden wäre, nicht viel mehr als unverständlicher Datenmüll erkennen. Denjenigen, die sich auf dem Gebiet von Quellcodes und Programmiersprachen als halb-literat erweisen, wird dagegen durchaus klar, dass hier Computercodes und Programmiersprachen verwendet und appropriiert werden. Ambivalent bleibt jedoch der Status dieser Sprachen beziehungsweise Sprachfetzen: Er oszilliert in der Wahrnehmung des Rezipienten zwischen unterstellter Ausführbarkeit, also Funktionalität, und Nicht-Ausführbarkeit – Dysfunktionalität – des Code,

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