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Wipe Cycle (Frank Gillette, Ira Schneider), 1969Beobachtung der Beobachtung: Unbestimmtheit (Weibel, Peter), 1973
 
 
 

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Closed Circuit

Die sofortige Verfügbarkeit der Videobilder und ihre gleichzeitige Manipulationsmöglichkeit durch Verzögerung oder räumlich getrennte Wiedergabe ist eine besondere Eigenschaft von Video. Viele Künstlerinnen und Künstler haben sich diese Technik in ihren Arbeiten zunutze gemacht. Es entstanden Installationen und Situationsanordnungen, die den Betrachter selbst in die Darstellungssituation einbinden. Das besondere Verhältnis der Gleichzeitigkeit von Realität und Abbild ist die Grundlage für so genannte Closed-circuit-Situationen. Eine solche Anordnung beschreibt eine geschlossene Abbildungssituation, bei der das Aufnahmemedium (die Kamera) direkt mit dem Abbildungsmedium (zum Beispiel einem Monitor) verbunden ist. Häufig wird zugleich ein Objekt oder eine Person seinem eigenen Abbild gegenübergestellt. Der Betrachter macht dabei die Erfahrung der Synchronität seiner Handlung mit deren Abbildung, ähnlich wie im Spiegelbild, jedoch nicht wie gewohnt seitenverkehrt. Er befindet sich nur nicht mehr innerhalb einer aktuellen Situation, die er als Gegenwart empfindet, oder in deren zeitversetzter

 

Wiedergabe, die eher Erinnerungs- oder dokumentarischen Charakter hat, sondern auch in einer medial erweiterten Realität. Der Besucher ist dabei ebenso Akteur wie Zuschauer.

Mit dem Einsatz des Closed-circuit-Verfahrens können Situationen für Wahrnehmungserfahrungen zwischen architektonischem und medialem Raum erzeugt werden, die sich dann durch die Anwesenheit des Betrachters aktualisieren. Eine frühe und bedeutende Arbeit, bei der die Besucher in die Installation eingebunden werden, ist zum Beispiel »Wipe Cycle« von Frank Gillette und Ira Schneider (1969).

Video wird häufig ebenso in seiner Funktion als Spiegel wie auch als Überwachungsinstrument eingesetzt. Im Unterschied zum Spiegel ist das Videobild aber von der Position einer aufzeichnenden Kamera abhängig, nicht von der Position zum Abbild. Das heißt, die Selbstwahrnehmung wird durch ein Kameraauge vermittelt, was die Perspektive in irritierender Weise verändern kann, wie zum Beispiel in Peter Weibels Videoinstallation »Beobachtung der Beobachtung: Unbestimmtheit« (1973).

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