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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathWüsten des Politischen
 
 
 
 
 

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beklemmend, dass man von einem Gefühl des Ekels überwältigt wird.«[34] Ein von Bataille und Sartre inspirierter »Existenzialismus« verwirft hier Politik als Zumutung, als traumatisierende Gewalt, von der jede gutgemeinte Tat aufgezehrt und transformiert wird (was nicht zuletzt ein Problem des Konzepts der guten Absicht ist). Zugleich verfolgt Smithson aber gerade das Prinzip der entropischen Prozesse von Entgrenzung und Zerfall. Seine Kritik der Konzeptionen politischen Engagements richtet sich dagegen, künstlerische Zeit und ästhetische Aktivität einer ihr fremden Disziplin zu unterwerfen. Zugleich ist seine Position nicht eine der bloßen Transgression, der Überschreitung von Sinn und Rationalität in der jouissance. Vielmehr leitet sein Denken eine Dialektik von Kontingenz und Konsolidierung.[35] Handlungsfähigkeit und Subjektivität werden auf die Probe gestellt, an ihre Grenzen gebracht, aber nie verworfen.

Zerfallende Welt

Robert Smithson schafft mit den Instrumenten seiner theoretischen und künstlerischen Praxis wüstenähnliche Verhältnisse, in denen die Hinfälligkeit

 

jedes zielgerichteten politischen Handelns evident ist. Smithsons Politik ist eine Politik der Wüste, wenn man unter »Wüste« einen diskursivmaterialen Raum versteht, etwa im Sinne jener »Ansammlung von Orten und Stellen, die unabhängig von einer zeitlichen Ordnung koexistieren«. Gilles Deleuze beschreibt als »beliebige Räume, abgelöste oder entleerte Räume« jene »›entdifferenzierten‹ urbanen Netze, weiträumigen, verlassenen Gebiete, Docks, Lagerplätze und Lagerhallen, Schrotthaufen und Berge von Eisenträgern«, die in den Filmen der Nachkriegsmoderne und vor allem bei Antonioni eine neuartige Umgebung visualisieren, in der sich die »modernen Affekte der Angst, des Desinteresses, aber auch von Frische, extremer Geschwindigkeit und endlosen Wartens entwickeln konnten.«[36] Smithson refiguriert diesen beliebigen Raum, reduziert die existentialistischen Aspekte, aber schöpft aus seinem entropischen Potential. Und er tut dies zu einem historischen Zeitpunkt, als das Präfix »de« zu dominieren beginnt – »de«, wie in dem englisch/französischen desert/désert, wie in Dezentrierung, De-Differenzierung, Depersonalisierung,

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