Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser.

Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathEditorial
 
 
 
 
 

icon: previous page

dass auch Kinematographie eine Kunst ist. Jeder der beiden Kontexte eröffnet besondere Perspektiven auf dieses Potenzial, so dass man keinen Grund hat, beide Kontexte zu trennen, wenn es tatsächlich darum geht, die vielseitigen Bestrebungen, ein solches Potenzial zu erkennen und ästhetisch zu artikulieren, in einer historischen Perspektive zu erfassen. Vielleicht ist deshalb gerade ein Internet-Modul, das als solches weder eine besondere Affinität zum Kunstkontext noch zum kulturellen Kontext des Kinos hat, als Forum und Vermittlungsform geeignet, eine solche historische Perspektive vorzustellen.

So aber stellt sich zugleich die Frage, wo und wie eine historische Perspektive anzusetzen hätte, wenn sie nicht einseitig vom Kunstkontext oder vom Kinokontext ausgehen will. Die meisten größeren Kunstbewegungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – angefangen vom Kubismus und Futurismus bis zur reinen Abstraktion und zum Surrealismus – gingen einher mit filmischen Experimenten; doch wurden hier meist nur Prinzipien auf den Film übertragen, die zuvor im Bereich der Malerei entwickelt worden waren. Sie erscheinen

 

deshalb im Kunstkontext beheimatet, auch wenn dieser in der ersten Jahrhunderthälfte noch kaum bereit war, den Film als eigenwertiges künstlerisches Ausdrucksmittel gelten zu lassen. Eine Situation anderer Art stellte nach dem 2. Weltkrieg dagegen die Bewegung des Situationismus [3] her. Anstatt sich auf den Kunstkontext zurückzuziehen oder in den Kontext des kommerziellen Kinos überzuwechseln, wurden hier Strategien entwickelt, um das Kino bzw. die Kinoerfahrung als eine gesellschaftliche Realität zu reflektieren und unter ihren eigenen Voraussetzungen aufzubrechen. Eine solche Praxis ist weder im Kunstkontext beheimatet, obwohl sie unzweifelhaft an Avantgarde-Strategien erinnert, noch im Kontext des Kinos, obwohl sie eben diesen Kontext reflektiert (siehe dazu den Beitrag von Thomas Y. Levin). Die situationistische Praxis kann deshalb als ein Angelpunkt dienen, der es gestattet, vorausgegangene und nachfolgende künstlerische Entwicklungen, die sich auf die Erfahrung und das Potenzial des Kinos beziehen, schärfer zu profilieren. Denn diese Praxis wirft die Frage nach dem Verhältnis zwischen einem Potenzial und seiner gesellschaftlichen Realität auf. In ihr

icon: next page