Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser.

Themenicon: navigation pathFoto/Byteicon: navigation pathKünstlerische Konzeptionen
 
 
 
 
 

icon: previous page

fotografiert werden können. Deshalb machte Gursky zwei Aufnahmen davon, die er digital so zusammensetzte, dass das montierte Bild wieder wie ein einziges Foto aussieht. Wie in einem Vexierbild werden zwei Betrachtungsebenen angeboten: Aus einiger Entfernung erscheint die Fassade als flache, ornamentale und leblose Struktur, die bei näherer Betrachtung Personen, Mobiliare und Handlungen hinter den Fensterscheiben erkennen und die strenge Fassadengliederung lebendig werden lässt.

Gursky setzt elektronische Bearbeitungsmöglichkeiten aber nicht nur für solche Montagen von Fotovorlagen ein. Er akzentuiert auch Form- und Flächenverhältnisse neu zueinander. So auch in dem sehr farben- und detailreichen Bild »Chicago Board of Trade« von 1999. Gursky hat in die Abbildung des regen Treibens an der Chicagoer Börse so eingegriffen, dass es neben überaus detailreichen Bildpartien auch andere gibt, die sich durch Unschärfe förmlich in reine Bewegung aufzulösen scheinen. Dieses Spiel von ›bewegten‹ und ›unbewegten‹ Zonen rhythmisiert und irritiert den Blick gleichermaßen, da der dokumentarische Charakter einerseits betont und

 

andererseits über die Neujustierung von Schärfe und Unschärfe aufgelöst wird. Gursky reflektiert die Abbildfunktionen des Mediums, ohne den Bildern eine fotografische Authentizität zuzusprechen.

Abgesehen von den jeweils verschiedenen Themen und Strategien in den Bildern, untersuchen beide, Gursky und Wall auf grundsätzliche Weise das Verhältnis von Schein und Wirklichkeit, Wahrheit und Arrangement. In diesem Zusammenhang bedienen sie sich auf je spezifische Weise des gesamten Repertoires zeitgenössischer Fotografie. Die umfassende Planung der Wall’schen Bilder, in denen jede Form des Zufälligen eliminiert ist, führt ebenso wie Gurskys subtile Eingriffe in das fotografierte Bild zu einer Neubewertung des Verhältnisses von Realismus und Inszenierung im Zeitalter digitaler Simulation; die beiden Positionen stehen damit exemplarisch für eine wichtige Tendenz in der zeitgenössischen Fotografie.

Körperbilder, Bausteine und Datensätze

Als subtil lassen sich jene Eingriffe, die an Porträts und Körperbildern in den 1990er Jahren vorgenommen wurden, nur selten bezeichnen. Die Parallele von

icon: next page