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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathMythische Körper I
 
 
 
 
 

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an das Maß des Menschen in besonders markanter Weise aufeinander treffen, ist das Geschlecht. Das lässt sich bereits an den beiden ›Grenzen‹ erkennen, deren Brüchigwerden Haraway als Voraussetzung für das Entstehen von Cyborg-Configurationen nennt. [13] Mit dem ›Tierhaften‹ ist eine Bindung an die Sexualität und das biologische Geschlecht assoziiert, die – als ›triebhaft‹, ›ungezügelt‹ und der Maxime der Arterhaltung unterworfen – das, was als condition humana gilt, zugleich unter- wie überschreitet. Mit dem Verlust des menschlichen Ethos einer bewusst regulierten Sexualität ginge also zugleich eine Aufgabe von Kontrollfunktionen einher, die als ›befreiend‹ imaginiert werden können. Demgegenüber scheinen die Paradigmen des ›Technologischen‹ – und dies gilt schon für die Automaten beziehungsweise Maschinen, um so mehr jedoch für informationstechnische Systeme – das Versprechen einer Überwindung der Bindung an körper-geschlechtliche Reproduktion zu implizieren. Auch die Automatisierung kann jedoch eine Delegation oder Aufgabe von ›menschlichen‹ Bewusstseinsfunktionen implizieren. Die Vorstellung einer ›sex machine‹ ist mit dem ›Tierhaften‹ und dem

 

›Technologischen‹ gleichermaßen kompatibel. Beiden Figuren der Überschreitung haftet mithin im Hinblick auf den Aspekt des Geschlechts beziehungsweise die Sexualität etwas Ambivalentes an, auf dessen Oszillationen im Folgenden noch zurückzukommen sein wird.

Zunächst aber könnte man fragen, warum Cyborgs überhaupt ein Geschlecht haben sollten: Müsste man nicht annehmen, dass eine künstliche Schöpfung weder zu ihrer Herstellung noch zu ihrer Vermehrung eines geschlechtlichen Zeugungsaktes im konventionellen Sinne bedarf?

Eine Frage, die sich mit Fug und Recht bereits an die Vorgängerinnen und Vorgänger der Cyborgs richten ließe – die Imaginationen von künstlichen Menschen also, die in Kulturund Kunstgeschichte begegnen: Vom legendären Golem der jüdischen Mythologie [14] über Pygmalions belebte Skulptur und die unheimliche Puppe Olimpia aus E. T. A. Hoffmanns Novelle »Der Sandmann« [15] bis hin zu Frankensteins Monster aus Mary Shelleys gleichnamigem Roman [16] und zahlreichen Sciencefictionfantasien, von Villiers de l'Isle Adams »Eve future« [17] über die Roboterfrau Maria aus

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