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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathMythische Körper I
Mythische Körper
Cyborg-Configurationen als Formationen der (Selbst-)Schöpfung im Imaginationsraum technologischer Kreation: Alte und neue Mythologien von ›künstlichen Menschen‹
Verena Kuni
 
 
 
 
 

 

Cyborgs sind hybride Kreaturen – nicht nur als Mischwesen aus Maschine und Organismus, sondern auch als Konstrukte, in denen individuelle wie gesellschaftliche Wahrnehmungen und Projektionen, Realitäten und Fiktionen miteinander verschmelzen. Betrachtet man die Bilder, in denen Imaginationen von Cyborgs einen greifbaren Niederschlag finden, so scheinen sie sich zunächst nahtlos in die Geschichte künstlicher Schöpfungen einzuordnen. Festmachen lässt sich dies besonders augenfällig an ihrer Gestalt: Wie ihre Vorgängerinnen und Vorgänger aus Literatur und Kunst früherer Jahrhunderte sind auffällig viele Cyborg- Configurationen [1] – in den Künsten wie in der Populärkultur – am (Körper-)Bild des Menschen orientiert. Doch was unterscheidet sie als Geschöpfe eines Zeitalters, das von den rasanten Entwicklungen in den Informations- und Biotechnologien geprägt ist, von den künstlichen Menschen der Vergangenheit? Welchen Niederschlag finden die »monströsen Versprechen« (Donna Haraway), die sich mit diesen Entwicklungen verbinden, in den Bildern, die wir uns von künstlichen Schöpfungen in Menschengestalt machen? Was können uns Cyborg- Configurationen als

 

Formationen der (Selbst-)Schöpfung im Imaginationsraum technologischer Kreation über unser Menschenbild verraten? Vor dem Hintergrund dieser Fragen beschäftigt sich dieser Essay mit den Konstanten und Brüchen, die sich beobachten lassen, wenn man aktuelle Cyborg-Configurationen im Spannungsfeld alter und neuer Fantasmen von der Schöpfung ›künstlicher Menschen‹ betrachtet. Er führt in die alten und neuen Mythologien vom ›künstlichen Menschen‹ ein, die in historischen und zeitgenössischen Texten und Bildern von der Literatur über die bildende Kunst bis hin zum populären Sciencefiction begegnen. [2]

Am Anfang war…

Am Anfang war eine Vorstellung, die Gestalt gewinnen musste. Genauer gesagt: Eine jede Vorstellung verlangt danach, Gestalt zu gewinnen. Erst das macht sie nicht nur als Vorstellung lebendig, sondern auch mitteilbar. Erst die Gestalt verleiht ihr die Realität, die sie potentiell bereits besitzt. Deshalb sind Cyborg-Imaginationen und Cyborg-Configurationen unverbrüchlich miteinander verbunden.

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