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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathMythische Körper I
 
 
 
 
 

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Wiederaufruf ihrer bewegenden Bilder geht es jedoch nicht allein um eine Vor- und Frühgeschichte der Reproduktionstechnologien, die mit der biologischen (und sexuellen) Re-Produktion menschlichen Lebens konkurrieren, wie im Folgenden deutlich werden soll.

Kreuzungen von Kunst und Wissenschaft

Bezeichnend ist nämlich auch, dass die seit der Renaissance kursierende Gleichsetzung des ›Divino artista‹ mit dem ›Deus artifex‹ einerseits [33] und dem technisch wie künstlerisch versierten ›Universalgenius‹ andererseits im Zeitalter dieser neuen Schöpfungsmythologien ebenfalls eine wahre Renaissance erfährt. Allerdings zeugt davon nicht nur die Berufung auf Leonardo da Vinci, der in den theoretischen Debatten um Kunst im Zeitalter neuer Technologien als Modell für den ›genialen‹ Künstler-Wissenschaftler-Ingenieur allenthalben begegnet und auch Buchtitel von Herbert W. Frankes Streitschrift zur »Kunst im Zeitalter des Computers« [34] bis zum Cover der deutschen Ausgabe von Bruce Sterlings Cyberpunkroman »Schismatrix« [35] ziert und zum Namenspatron zahlreicher Projekte erkoren wird,

 

so etwa für die »International Society for the Arts, Sciences and Technology (ISAST)«, die seit 1968 die Zeitschrift »Leonardo« herausgibt. Und es sind keineswegs allein Künstler wie Eduardo Kac, welche die Rolle des Wissenschaftlers für sich in Anspruch nehmen. Umgekehrt gefallen sich nämlich auch nicht wenige Wissenschaftler darin, als Künstler aufzutreten beziehungsweise wie Craig Venter sich mit einem Künstler zu vergleichen. [36]

Wiederum erweisen sich die Analogisierungen der Technologien und ihre Überblendung mit den mythischen Narrationen, die zu neuen Mythologien von Kunst- und Wissenschaftsgeschichte(n) führen, als sprechend – besonders an der ›Schnittstelle Geschlecht‹: Nicht nur heroisieren die Erzählungen das menschliche, genauer gesagt, das männliche Bemühen, dem ›Geheimnis des Lebens‹ auf die Spur zu kommen. Darüber hinaus geht es auch um die Möglichkeit einer ›Verbesserung der Natur‹, die der traditionellen und kulturell tradierten Perspektive entsprechend als »Geburt ohne die Frau« verstanden wird. [37] Ihr bleibt – bis in aktuelle Variationen dieses Kernstoffs hinein, vom Alienklon »Ripley« aus »Alien IV« [38] bis zum

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