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Schlachtfeld. Der Krieg der Gegenwart ist ein Tele- und Medienkrieg, der als Simulation jeder erdenklichen Strategie spielerisch in unendlichen Varianten Erfahrung verleiht. Diese kritische Analyse repräsentiert Benayouns panoramistisches Verfahren. Die bildliche Kriegserfahrung in »World Skin« wird durch das Medium Fotografie gestört, ja zerstört. Worum es hier geht, ist der Stellenwert des Bildes bei unserer Inbesitznahme von Welt. Grausige Realitäten werden, um ein Wort von Vilém Flusser zu gebrauchen, auf »bedeutsame Oberflächen« reduziert. Zwar verweisen die Nachrichtenbilder auf Geschehen, gewähren uns jedoch keinen Anteil an dieser endlosen Tragödie. Benayoun verweist auf dieses Faktum, und er verweist zudem darauf, dass es sich um jüngste, weitgehend von Militär entwickelte, visuelle Technologien handelt, und dennoch sucht er diesen Zustand durch den Einsatz neuer Technik zu überwinden. In »World Skin« entsteht durch die allgegenwärtige Fotografie gewissermaßen eine zweite, eine visuelle Haut, welche die Wirklichkeit überlagert und schrittweise in unserer Erinnerung ihren Platz einnimmt. Schrittweise wird der für »World Skin«

 

collagierte panoramatische Raum aus Bildsplittern neutralisiert, ausgelöscht. Die Betrachter lassen einen reinen, nicht symbolischen Datenraum entstehen, sie ziehen der Bilderwelt die Haut ab und hinterlassen das blanke Nichts. Für Benayoun repräsentiert die Fotografie folglich den Tod an sich. Damit trifft sich Benayoun mit dem Diktum Vilém Flussers, der Fotografie, wie Krieg, als Medium des Heraustrennens von Geschehen aus der Geschichte beschrieb: »Wie Krieg, so Foto: Zeiten stehen still in beiden.«[5]

Besondere Bedeutung für den Immersionseindruck erhält der von Jean-Baptiste Barrière komponierte Raumton. Im Raumklang spiegelt sich das Relief des Bildraumes. Dieser ist in der gleichen Textur präsent und charakterisiert die Potenz des Bildes gleichermaßen. Erst der synästhetische Effekt ermöglicht vollständige Immersion. Wie der Raumton die Immersion intensiviert, so verleitet er auch zur Zerstörung des bildlichen Anteils der Immersion: Was im Prozess des Fotografierens zunächst nach dem Kameraverschluss klingt, hört sich bald nach Schüssen an und steigert sich, entsprechend der Häufigkeit der Kamerabenutzung, bis zum Geräusch von MG-Feuer.

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