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Themenicon: navigation pathMapping und Texticon: navigation pathArchiv/Karte
 
Valence (Fry, Benjamin), 1999WebStalker (I/O/D), 1998
 
 
 

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zwar unterschiedlich interpretiert, aber immer nur textlich linear dargestellt. Eine Analyse des Textes findet nur auf der Metaebene der Interpretation statt. Was wäre nun, wenn der Text sich in einer anderen Form manifestieren würde? Ein erstes Beispiel befasst sich daher mit den verschiedenen Aggregatzuständen, die ein Text annehmen kann. Benjamin Fry hat mit der Software »Valence« ein eben solches Programm realisiert, das Algorithmus und Narration in einen frappierenden, neuen Zusammenhang bringt. Die Interaktion zwischen Elementen ist die entscheidende konzeptuelle Differenz. Ein rekursiver Prozess entsteht zwischen: Bild wird Text (Code) und Text wird Bild. Der Effekt ist eine visuelle Lesbarkeit eines linearen Textes in räumlicher Form. Eine Art von Software-Skulptur aus Text entsteht und kann mit anderen grafischen 3D-Formen ›auf einen Blick‹ verglichen werden. Man könnte dieses dynamische Objekt aber auch als eine besondere Form der Kartografierung eines Textes beschreiben (siehe auch »TextArc« von Bradford Paley: oder David Links »Poetry Machine 1.0«.)

Was »Valence« Wort für Wort darstellt, wird in dem wohl meist zitierten Mapping-Projekt

 

im Netzkunstbereich, »Web Stalker« des Künstlerkollektivs I/O/D von 1997, als grafische 2D-Struktur visualisiert. Die statische Linkstruktur einer beliebigen Website kann mit diesem alternativen Browser auf eine abstrakte Weise so dargestellt werden, dass ein Bild entsteht, das wiederum mit anderen Gebilden vergleichbar wird. Korrelationen werden auf einen Blick erkennbar und eine visuelle Komparatistik erscheint am Horizont.

Was für den linearen Text die allgemeingültige Konvention der Zeilenstruktur ist, bedeutet für den Datenraum eine ungleich schwerer zu standardisierende Form. Die wahrnehmbare, lesbare Verteilung von Information in Raum und Zeit ist Voraussetzung für die Balance zwischen Nicht-Information und Zuviel-Information. [25] Fry zerstört die Linearität des Textes, um eine andere Textform zu konstruieren, die nichts mit früheren literarischen Techniken wie dem Cut-up etwa zu tun hat, sondern mit der quantitativen Analyse des Textes. Als Tool der Komparatistik könnte »Valence« zu einer visuellen ›Signatur‹ eines Textes herangezogen werden und zum Prozess der Verdichtung von Information beitragen.

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