Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser.

Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathDebord
»Ciné qua non«: Guy Debord und die filmische Praxis als Theorie
Thomas Y. Levin
 
 
 
 
 

 

Das einzig interessante Unterfangen ist die Befreiung des Alltags, nicht nur im Hinblick auf eine historische Perspektive, sondern für uns und zwar sofort. Dies bringt das Absterben von entfremdeten Formen der Kommunikation mit sich. Auch das Kino muss zerstört werden. [1]

Es ist die Gesellschaft und nicht die Technologie, die das Kino zu dem gemacht hat, was es ist. Das Kino hätte eine historische Untersuchung sein können, oder Theorie, Essay, Erinnerungen. Es hätte genau der Film sein können, den ich in diesem Moment mache. [2]

1. Die Gesellschaft des Spektakels

Unter den verschiedenen gesellschaftlichen Praxisformen, die Guy Debord als Beispiele für das dienen, was er die »Gesellschaft des Spektakels« nennt, sind das Fernsehen und das Kino die ohne Zweifel am häufigsten angeführten. In dieser Hinsicht typisch ist die amerikanische Ausgabe von Debords parataktischem theoretischen Text »La Société du Spectacle« (im Folgenden SdS genannt), in dem eine filmische Ikonografie nicht nur die Vorder- und die Rückseite des Buches dominiert – die ein Foto von

 

Zuschauern eines 3-D-Filmes zeigen – , sondern sich den ganzen Band hindurch mit Hilfe einer Reihe von Illustrationen fortsetzt, die in die perforierten Rahmen eines Filmstreifens platziert wurden.

Obwohl das Kino sicherlich eine bevorzugte Form für die Gesellschaft des Spektakels ist, wäre es dennoch ein Fehler anzunehmen, Debords »Spektakel« sei ein Synonym für die »Spektakularität« des filmischen Mediums. Im Gegenteil, so macht schon der Anfang von Debords Text deutlich, wird das theoretische Konzept des Spektakels benutzt, um einen historischen, sozio-ökonomischen Zustand zu kennzeichnen: »Das Spektakel ist nicht eine Sammlung von Bildern, sondern ein durch Bilder vermitteltes gesellschaftliches Verhältnis zwischen Personen« (SdS, These 4). [3] Für Debord bezeichnet das Spektakel eine Weltanschauung (einfach ausgedrückt: die Entfremdung im Spätkapitalismus), die sich selbst in verschiedenen spektakulären Phänomenen, zu denen auch das Kino gehört, manifestiert: »Die zugleich anwesende und abwesende Welt, die das Spektakel zur Schau stellt, ist die jedes Erlebnis beherrschende Warenwelt« (SdS, These 37).

icon: next page