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»Ciné qua non«: Guy Debord und die filmische Praxis als Theorie
Thomas Levin
Der Künstler und Theoretiker Guy Debord formuliert in den 1960er Jahren mit seinen Thesen von der ›Gesellschaft des Spektakels‹ eine radikale Gesellschaftskritik. Kritisiert werden mit dem Begriff Spektakel sozio-ökonomische Zustände (z.B. Entfremdung), die durch Bilder der Massenmedien (Kino und Fernsehen) vermittelt werden. Debord ist führendes Mitglied der Situationistischen Internationale (SI), die in der ersten Ausgabe (1958) ihrer Zeitschrift Internationale situationniste (IS) eine ambivalente Haltung zum Kino einnimmt. Auf der einen Seite wird gefordert, das bestehende Kino zu zerstören. Auf der anderen Seite werden Strategien entwickelt, z. B. die Zweckentfremdung (détournement), mit deren Hilfe ganze Filme umgedeutet werden, z. B. durch das Hinzufügen einer neuen Tonspur. Guy Debord war darüber hinaus selbst Filmemacher. Seine Filme wurden in einem eigens eingerichteten Kino in Paris gezeigt, bis Debord 1984 seine Filme aus Protest zurückzog und unter Verschluss hielt, um sie wenige Wochen nach seinem Freitod (1994) im Fernsehen erneut ausstrahlen zu lassen. In diesen Strategien des Entzugs und der televisuellen Vervielfältigung zeigt sich noch einmal die ambivalente Haltung Debords zum Kino. Weiter deuten sie auf eine praktische Medienreflexion auch des Fernsehens, welches eine ganz andere Art der Zweckentfremdung des Films begonnen hatte. Gleichzeitig lassen sie das Kino als Dispositiv, das heißt als eine spezifisch historische Anordnung gesellschaftlicher Medienpraxis erkennen. [weiter]
1. Die Gesellschaft des Spektakels 2. Spektakel und Kino 3. Situationistische Internationale und künstlerische Avantgarde 4. Situationistische Internationale und das Kino 5. Die visuell-akustische Zweckentfremdung (détournement) 6. Filmische Praxis 7. Guy Debord als Filmemacher 8. Nachbemerkung: Debord und die Dispositive des Kinos