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Themenicon: navigation pathFoto/Byteicon: navigation pathKünstlerische Konzeptionen
 
The Pencil of Nature (Talbot, Henry Fox), 1844
 
 
 

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Identifikation simulierter Fotografien als digitale Konstruktionen lässt eine weiterführende Untersuchung der Bilder zu. In diesem Feld technischer und ästhetischer Abhängigkeiten, innerhalb dessen sich jenes ›Fotografische‹ zeigt, um das es hier gehen soll, nimmt der künstlerische Kontext eine ganz besondere Funktion ein. Denn er ist das Experimentierfeld, der Bereich kritischen Potentials, in dem die technisch rasante Entwicklung, die massenmediale Bilderflut und die dadurch entstehenden Veränderungen im allgemeinen Bildverständnis begleitet, hinterfragt und konterkariert werden.

Die Nische der Kunst

Ebenso, wie die Malerei als Reaktion auf die Fotografie für tot erklärt wurde, ist 150 Jahre später auch die Fotografie als Reaktion auf die Neuen Medien verabschiedet worden – weil deren angebliche Authentizität nun vollständig unterwandert werden würde. Doch was diese angenommene Glaubwürdigkeit denn ausmache, ist nie unumstritten gewesen. Bereits kurz nach der Erfindung der Fotografie im

 

19. Jahrhundert wurden jene ›Echtheit‹ und ›Objektivität‹ in ganz unterschiedlichen Bedingungen des fotografischen Bildes vermutet. Mal wurden diese in dem technischen Ablauf der Bildherstellung wie in Henry Fox Talbots »Pencil of Nature« (1844 - 1846), mal gerade nicht im Bild selbst, sondern in dem subjektiven Wahrnehmungsprozess wie in P. H. Emersons »Naturalistic Photography« (1889) gesucht. Andererseits montierte, karikierte oder unterwanderte man eine vermeintliche Authentizität gänzlich, wie der Künstlerfotograf Oscar Rejlander bereits in den 1850er Jahren in seinen Fotocollagen, den sogenannten »combination printings«, die den Kunstanspruch der Fotografie belegen sollten. [7]

Die kritischen Reflexionen und spielerischen Erprobungen eines wie auch immer gearteten Echtheitsbegriffs sind ebenso wie solche Legitimationsstrategien der Fotografie als künstlerisches Medium auch in der Fotografie der Gegenwart zu finden. Die elektronischen Medien stellen in diesem Zusammenhang eher eine Erweiterung bereits existierender Inszenierungs- und Manipulationsformen dar. Das unterscheidet den

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