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Themenicon: navigation pathFoto/Byteicon: navigation pathKünstlerische Konzeptionen
 
Charles de Gaulle (Gursky, Andreas), 1992
 
 
 

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Cyborgs oder Avatare zu sein.

Architektur und Landschaft

Neben der Auseinandersetzung mit dem Bild vom Menschen gehören Architektur- und Landschaftsfotografie seit jeher zu den zentralen Genres der Bildgeschichte, die auch in der gegenwärtigen künstlerischen Bildpraxis zentrale Inhalte sind. Auf den ersten Fotografien waren oft Gebäude zu sehen – deren Abbildungen gleichermaßen Erstaunen und Euphorie auslösten. Der Auspruch des Literaten Jules Janin, der 1839 das Atelier Jean Louis Mandé Daguerres besuchen konnte, ist längst Legende. Janin war so begeistert von der Daguerreotypie, dass ihm eine Differenzierung zwischen dem realen Gegenstand und dessen Abbild schlichtweg obsolet zu sein schien. Er feierte eine Fotografie von Notre-Dame als deren vollständiges Substitut, da diese sich quasi materiell in die fotosensible Oberfläche der Kupferplatte geschrieben habe und die Fotografie als Simulakrum an die Stelle des Objektes getreten sei. [13]

 

Form und Fläche – oder: was ist das Bild der Architektur?

Die künstlerische Architektur- und Landschaftsfotografie der Gegenwart hinterfragt über die Stilisierung ornamentaler Strukturen sowie serieller Ordnungsprinzipien unsere Wahrnehmung und Vorstellung von urbanem Raum, Natur und Landschaft.

Wie bereits im Abschnitt »Realismus als Inszenierung« angesprochen, hat Andreas Gursky über digitale Manipulationen Raumkonzepte und Flächen so akzentuiert, dass der Eindruck einer Dokumentarfotografie noch intensiviert wird. Die Klarheit und Tiefenschärfe der Bilder lässt den Betrachter eine handwerklich äußerst perfekt ausgeführte Fotografie – ob analog oder digital aufgenommen – assoziieren. In seiner ersten digital nachbearbeiteten Fotografie »Charles de Gaulle« verstärkt und verdichtet Gursky visuelle Eindrücke urbaner Strukturen, indem er die Komplexität der räumlichen Situation mit ihren röhrenartigen Verbindungswegen um ein Vielfaches steigert: Im Bild erscheinen mehr Röhren als tatsächlich vorhanden sind. Dadurch entsteht zwar der Eindruck einer Abbildung realer Architektur – die gleichzeitig jedoch

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