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Themenicon: navigation pathFoto/Byteicon: navigation pathKünstlerische Konzeptionen
 
Sasja 90–60–90 (van Lamsweerde, Inez), 1992The Forest (van Lamsweerde, Inez), 1995Undo (Tandberg, Vibeke)
 
Old Man going Up and Down a Staircase (Tandberg, Vibeke), 2003
 

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Nasen, Münder und Ohren wegretuschiert sind und das Gesicht seiner Sinnesorgane beraubt, schiere Lebensunfähigkeit demonstriert. Inez van Lamsweerde zeigt einzelne Personen – oder besser Figuren – wie »Sasja« und die Männer aus der Serie »The Forest« vor einem weißen, neutralem Hintergrund. Die Formalia herkömmlicher Modefotografie, das geschminkte puppenhafte Auftreten der Figuren und die kühle Hochglanzästhetik hat van Lamsweerde eingehalten – diese Klischees jedoch im wahrsten Sinne des Wortes verdreht. Zum Teil sind ihre Körperbilder hybride Kombinationen aus Männern, Frauen und Kindern, die in ihrer körperlichen Anmutung irritieren: Männer sind mit Frauenhänden versehen, Kinder mit männlichen Kiefern. Die fotografierten Personen werden zu hybriden Gestalten. Ihre Ambivalenz macht sie zu modernen Ikonen oder gar Fratzen des westlichen, hoch zivilisierten Daseins.

»Ich ist eine andere«

Auf ganz andere Weise beschäftigen sich auch die folgenden Fotografinnen mit dem Körper. Sie reflektieren persönliche Identität an sich, für die die

 

körperliche Erscheinung im Bild lediglich ein Ausdruck ist. Vibeke Tandberg oder Mitra Tabrizian bedienen sich zwar auch digitaler Eingriffsmöglichkeiten in das fotografische Bild, stellen allerdings diese Prozesse weitaus weniger zur Schau als jene eben vorgestellten Künstlerinnen und Künstler, die sich explizit mit der Post-Human-Debatte auseinandersetzen. In den folgenden Bildern geht es weniger um drastische Körperlichkeit, als vielmehr um zwischenmenschliche Kommunikationsprozesse und die Definition der eigenen Person. Die Norwegerin Vibeke Tandberg thematisiert in ihren aktuellen Arbeiten Identität und Geschlechterrollen, indem auch sie mittels elektronischer Eingriffe ihren Körper verdreht und Gliedmaßen verkürzt. Anders als beispielsweise Lamsweerde, interveniert Tandberg in der Serie »Undo« am Bild ihrer selbst, hochschwanger, und übertreibt die Proportionen dieser Körperlichkeit. Parallel stellt sie sich selbst in der Serie »Old man going up and down a staircase« als einen älteren Mann dar und setzt die Schwerfälligkeit ihres schwangeren Körpers indirekt mit der nachlassenden Bewegungsfähigkeit eines älteren Menschen gleich.

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