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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathWiderspenstige Körper
Widerspenstige Körper
Der Effektkörper als Ort des Widerstands [1]
Yvonne Volkart
 
 
 
 
 

 

Dieser Essay geht davon aus, dass der Cyborgkörper ein widerspenstiger Körper ist. Donna Haraway hat diesen aus der Weltraumgeschichte stammenden, im Science-Fiction angewandten, kybernetische Organismen bezeichnenden Begriff appropriiert und für feministische Belange umcodiert. Cyborgs sind sowohl Kriegsmaschinen als auch subalterne, durch die aktuelle Hausarbeitsökonomie feminisierte Menschen. Es sind Fiktionen sowohl techno-kapitalistischer als auch feministischer Provenienz. Und es sind reale Menschen des Informationszeitalters bzw. der »Informatik der Herrschaft« [2] . Der Cyborgkörper ist immer Effekt- und Symptomkörper der neoliberalen Informationsgesellschaft. Er ist dessen Produkt und Sinnbild, sabotierende Durchquerung und alternativer Subjektentwurf. Im Folgenden möchte ich aufzeigen, dass die feministische Cyborgphantasie sich wesentlich über die Vorstellung generiert, dass Widerstand etwas im Körper Lokalisiertes ist. Das ist nichts Neues, gingen doch schon die Feministinnen der 1970er Jahre davon aus, dass der Körper ein Schlachtfeld so. In den letzten Jahren ist jedoch vermehrt die Vorstellung eines

 

fundamentalen Hybride- und Cyborgwerdens jenseits purer technologischer Aufrüstung in den Blick geraten.

Running wild: »The Office-Killer«

Im Film »The Office-Killer« (1996) zeichnet die U.S.-amerikanische Künstlerin Cindy Sherman eine Frau, deren Job im Zuge von Deregulierung, Flexibilisierung und Feminisierung von Arbeit zu einer Teilzeitstelle zu Hause und auf Abruf mutiert wird. Mit einem Computer und einem Modem alleingelassen, stürzt sie zuerst in tiefste Depressionen, bevor sie zur rächenden Mörderin an ihrem Chef wird. In einem weiteren Akt von Selbstermächtigung macht sie sich die vielfältig propagierten Möglichkeiten der digitalen Technologien – realiter ein Mittel zu ihrer Unterdrückung – radikal zu eigen: Via e-mail kaschiert sie den Mord als Selbstmord und braust in einem tollen Cabriolet auf und davon. Die letzte Einstellung des Films enthüllt das anfängliche hässliche Entlein als selbstbewusste Blondine mit sexy Sonnenbrille, die sich souverän in eine optimal vorgespurte Zukunft steuert.

Dieser Film zeigt eine zur Widerspenstigen gewordene Gezähmte. Mehr schlecht als recht

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