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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathPuppen-Körper
 
Klone #92 (Huber, Dieter), 2000
 
 
 

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eingehen. Yves Netzhammers Bildgebungen sind nicht auf Täuschung angelegt, vielmehr haben seine digitalen Figuren (nicht nur Menschen, sondern alles Gegenständliche) einen betonten Künstlichkeitscharakter. [30] Die glatten Oberflächen simulieren nicht Haut oder andere ›natürliche‹ Oberflächen; der digital erzeugte Glanz scheint vielmehr auf die Materialität von Plastik hinzuweisen. Die Oberfläche und die Bewegungsmechanik des Vogels erinnern an Blechspielzeug. Die Körper repräsentieren in ihrer Typisierung und Ähnlichkeit eine neue Menschenart ohne Geschlechterdifferenz, sie unterscheiden sich allenfalls in den Farben (nicht nur schwarz-weiß, sondern auch bunt). Sie haben keine Gesichter. Sie haben auch keine Gelenke, die Übergänge zwischen den Gliedern sind allerdings wie bei Puppen oder Gliederpuppen so abgesetzt, dass man an Verschweißungen denken könnte.

Ihre fast schon gepanzerten Körperoberflächen scheinen einerseits undurchlässig, das Körperinnere ist zumindest nicht muskulös, organisch oder als flüssig gekennzeichnet. Andererseits öffnen sich Körperteile oder spalten sich ab, werden durchbohrt von anderen

 

Gegenständen. Und werden damit zugleich Teil anderer Körper-, Material- oder Textureinheiten. Wenn man diese ›Puppen‹ statisch wahrnimmt oder beschreibt, so erinnern sie an Skulpturen von Charles Ray oder die Fotografien von Dieter Huber, die das Monströse neuer Menschen – oder Körperbilder im Zeitalter der Biotechnologie aufgreifen und potentielle Effekte des Klonens thematisieren. [31]

Die digitalen Bilder von Yves Netzhammer sind jedoch immer in Bewegung. In einer permanenten metamorphotischen Verschiebung erzeugen sie einerseits Erinnerungsbilder des Wiedererkennens und zugleich eine Perspektive hochgradiger Verunsicherung.

Die Bildausschnitte, die jeweilige Proportionen und Perspektiven verunmöglichen in vielen Fällen die Vorhersehbarkeit der Wandlungsbewegung und der zukünftigen Form. Yves Netzhammer nutzt das Medium des digitalen Bildes zur Reflexion über die menschlichen Wahrnehmungsmuster, die auf der Folie des Bekannten, Erwarteten und Wiederholbaren von Automatismen durchzogen sind und die von den entstehenden und sich aus- und nacheinander

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