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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathPuppen-Körper
 
Sex Pictures (Sherman, Cindy), 1992Untitled (Freisager, Katrin), 2002Living Dolls (Freisager, Katrin), 2000
 
 
 

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darin ihre Arbeit der Dekonstruktion von Weiblichkeits- und Männlichkeitsbildern in den Massenmedien Film, Fotografie und der Tradition der Kunstgeschichte fort, die sie seit 1975 in ihren fotografischen Serien von den Film-Stills über die Centerfolds, den Märchenhaften Maskeraden, die History Portraits bis zu den Ekel-Fotografien und den »Sex Pictures« von 1992 verfolgte. [20] Die Anlehnung an Bellmer ist sowohl auf der Ebene der Darstellung der Konstruktion von Körperbildern zu finden: in der Exponierung des Materials, des Blicks der BetrachterInnen, als auch auf der Ebene der Reflexion über die Medialität der Fotografie.

Diese Aspekte hat auch die Zürcher Künstlerin und Fotografin Katrin Freisager herausgearbeitet. Vor allem in ihrer zehnteiligen Foto- Serie »Untitled« (2002) werden die sich konstituierenden Momente von Fotografie, Pornografie, Blick und Körperkonstruktion exakt nachvollzogen. Die ein paar Jahre vorher entstandene siebenteilige Foto-Serie »Living Dolls« könnte mit einem anderen Aspekt der Bellmerschen Puppenfotografien in Verbindung gebracht werden, nämlich mit seinem Konzept des Körper(bilde)s als

 

Sprache und der Körperteile als Satzelementen. Bellmer hatte das Sprach-Spiel des Anagramms in die Bildsprache übersetzt und die an traditionelle Seh-Logiken und an die Vorstellung vom »Ganzen Körper« gebundene Körper-Grammatik der Anatomie – ebenso wie im Spiel mit Anagrammen – aufgelöst. Seine ›unmöglichen‹ Kombinatoriken von Körperteilen werden von ihm mit den ästhetischen Möglichkeiten des Anagramms verglichen und zugleich in einen Diskurs eingebunden, der das Unbewusste und die Nachträglichkeit als zentrale Kategorien von Wahrnehmung und Sinnstiftung benennt. [21]

Katrin Freisagers Fotoserie verbindet das Konzept des Mannequins im Sinne von Fotomodell (es handelt sich um Fotografien von lebenden Frauen und Männern, die auf einer Matratze liegend fotografiert wurden, so als wären sie unfähig jemals wieder aufzustehen) mit der Tradition des Tableau Vivant. Die Haltungen und die Beziehungen der Körper-Glieder erzeugen den Eindruck, als seien sie von einem Außenstehenden (der Fotografin) so gelegt worden, als handle es sich um Gliederpuppen oder hingelegte Marionetten, die man in jede gewünschte Position

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