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Akustische Kulisse einer Schlacht im Rundfunksaal (unbekannt), 1924Tri-Ergon Lichtton-Aufzeichnung (unbekannt), 1922Berlin. Die Sinfonie der Großstadt (Ruttmann, Walter), 1927
 
 
 

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den Film zu sich selbst zu bringen, zu seiner eigenen absoluten Bildhaftigkeit, die nur noch aus Farben und Formen besteht, die keine Abbilder der Außenwelt mehr braucht. Heute im Zeitalter der Computeranimation und Videoclips scheint dieser Schritt ebenso selbstverständlich wie er damals revolutionär und irritierend war. Ohne voneinander zu wissen, arbeiten mehrere Künstler an verwandten Ideen, und 1925 findet die viel beachtete Matinee »Der absolute Film« in Berlin statt. Auch Werbung und Spielfilm greifen diese Ideen auf und integrieren absolute Elemente. Dennoch entwickeln sich diese abstrakten Filme nicht zur einer wirklichen Massenkunst und Ruttmann distanziert sich sogar bald von der »absoluten Mode«. Zu dieser Zeit kündigt sich ein neues Massenmedium an, das dem Kino bald ebenbürtig werden wird: das Radio. Es steht in einer paradoxen Parallele zum Film: Dem Stummfilm fehlt der Ton – dem Radio das Bild. Deshalb ringt man im Radio auch um eine neue Kunstform, welche dieser Spezifik des Mediums gerecht wird: das Hörspiel. Zunächst versucht man, klassische Theaterstoffe mit aufwändigen akustischen ›Kulissen‹ auszustaffieren: Säbelrasseln,

 

Türenknallen, Marschrhythmus auf knirschendem Kies, all das musste pünktlich passend im Studio erzeugt werden, denn alle Sendung finden live statt, vor einem einzigen Mikrofon im Sendesaal (siehe »Akustische Kulisse einer Schlacht im Rundfunksaal«, 1924). Erst mit dem Tonfilm steht ab Ende der 1920er Jahre ein Speichermedium zur Verfügung, dass eine perfekte Synthese von Bild und Ton ermöglicht. Die Apparate zur Tri-Ergon Lichtton-Aufzeichnung füllen noch eine ganzen Lastwagen, heute passt so etwas in jede Hosentasche. Zum ersten Mal wird es möglich, Klänge aus dem ›echten Leben‹ aufzunehmen und durch Schnitt und Montage zu verarbeiten. Diese Technik wird erstmals 1930 für ein Hörspiel eingesetzt, sein Autor: Walter Ruttmann. Doch bevor wir zu diesem Hörspiel kommen, müssen wir einen Blick auf Ruttmanns Werk nach dem »absoluten Film« werfen. Er dreht 1927 mit »Berlin. Die Sinfonie der Großstadt« einen Film ohne Schauspieler, ohne Drehbuch und ohne Story, der nur aus dem Ablauf eines Tages in der Metropole besteht und in dem er mit »Auswahl, Gruppierung und Montage« von »natürlichem Material« arbeitet. Dieses »Beschleichen der Wirklichkeit«

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