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Themenicon: navigation pathBild und Tonicon: navigation pathSound & Vision
Sound & Vision in Avantgarde & Mainstream [1]
Dieter Daniels
 
 
 
 
 

 

Für die multimediale Darstellung des Themas dieses Textes hätte man Anfang der 1990er Jahre noch verschiedene Bild- und Tongeräte gebraucht: einen Diaprojektor, einen Videorekorder, ein Audiocassettentapedeck oder einen Audio-CD-Player. Nur zehn Jahre später lässt sich dies alles auf einer digitalen Plattform integrieren und damit auf dieser Website in Text, Bild und Ton online aufbereiten. Der Computer als so genannte universelle Maschine ersetzt viele einzelne, getrennte Medienapparate, er ist gleichzeitig Bild-, Ton-, und Textmaschine. Scheinbar reduziert sich die Differenz von Bild und Ton also nur noch auf verschiedene Datenformate. [2] Doch wenn sich per Knopfdruck Videodaten mit Audiodaten verbinden und umgekehrt [3] – hat dann die Technik schon alle Gattungsgrenzen überwunden und wird das Multimedia-Gesamtkunstwerk zur Selbstverständlichkeit? Wohl kaum. Deshalb, ehe wir zur Kunst kommen, ein paar grundsätzliche Überlegungen.

Wahrnehmung – Physik – Kunst

Lassen wir uns von der Medientechnik der universellen Maschine nicht täuschen: Bild und Ton sind

 

physikalisch völlig getrennte Phänomene. Schallwellen sind Luftschwingungen, deshalb ist es auch im luftleeren Weltall so völlig still. Licht nennen wir den für Menschen sichtbaren kleinen Teil des elektromagnetischen Spektrums, dessen Bandbreite von den Mikrowellen in der Küche bis zu den Langwellensendern des Radios reicht. Salopp gesagt: Diese Phänomene sind sich so fremd wie ein Pferd und ein Motorrad.

Es gibt nur einen Ort auf der Welt, an dem Licht und Schall in eine Wechselwirkung treten, die weit über alle Technik und Physik hinausreicht: in der menschlichen Wahrnehmung. Hier entsteht die Synästhesie von Bild und Ton. Sie wird zum künstlerischen Erlebnis, zum audiovisuellen Rausch und zur fast religiösen Ekstase. Der Fackeltanz in der Urhöhle, die Orgelmusik zum Licht gotischer Kirchenfenster, die barocke Feuerwerksmusik, die Wagner-Oper, das Psychedelic-Rock-Konzert, die Techno-Party – sie alle frönen der synästhetischen Lust an Audiovisionen [4] (vgl. den Text »Das klingende Bild – über das Verhältnis von Kunst und Musik. Ein kunsthistorischer Rückblick« von Barbara John).

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