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(Neu)Formulierung unseres Wirklichkeitsverständnisses arbeiten. In unterschiedlichen Etappen und Medien wird seit dem späten 18. Jahrhundert das vorbereitet, was die Heterogenität der heutigen Formen des Erzählens und ihre Ausdrucksformen in elektronischen Medien ausmacht.

Der entscheidende historische und theoretische Hintergrund, ohne den die Wirkstrategien der aktuellen medialen Erzählverfahren unverständlich bleiben, ist die Krise des Erzählens um 1900. Sie äußerte sich vor allem in einer Krise des Romans und bezog sich auf den grundlegenden Zweifel an der Möglichkeit, mithilfe von linearen, kausal motivierten Geschichten die komplexe Wirklichkeit der modernen Gesellschaft darzustellen. Diese Entwicklung zeigt bis heute Nachwirkungen und wird in Netzwerkarbeiten, in interaktiven Installationen sowie in der filmisch-narrativen Videokunst der 1990er Jahre zitiert und bestimmt dort nicht nur die Form, sondern auch die Inhalte. In Robert Musils »Der Mann ohne Eigenschaften« (1930) heißt es: »Wohl dem, der sagen kann ›als‹, ›ehe‹ und ›nachdem‹ […]. Und Ulrich bemerkte nun, dass ihm dieses primitiv Epische

 

abhanden gekommen sei, woran das private Leben noch festhält, obgleich öffentlich schon alles unerzählerisch geworden ist und nicht einem Faden mehr folgt, sondern sich in einer unendlich verwobenen Fläche ausbreitet.«[3]

Kritik des Realismus

Die Autoren der frühen Moderne kritisierten nicht etwa ganz generell traditionelle Erzählweisen, sondern sie richteten sich gezielt gegen eine Poetik des Naturalismus und damit gegen eine deterministische Weltsicht, die von naturwissenschaftlichen Verfahren geprägt ist. Sie entlarvten Ursache-Wirkungsprinzipien, chronologische Abfolgen von Ereignissen, die sich kausal entwickeln, als Spiegel der naturwissenschaftlichen Methodik. Im Zentrum der Kritik stand Emile Zolas Manifest »Le roman expérimental« (1879) , in dem er eine »wahrhaft realistische Poetik« forderte.[4] Als Mittel der Kritik hat die Kunst der Moderne zu Beginn des 20. Jahrhunderts Elemente ausgebildet, um dem herrschenden, an naturwissenschaftlicher Methodik orientierten Welterklärungsmodell

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