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Themenicon: navigation pathMedienkunst im Überblickicon: navigation pathNarration
 
Lorna (Hershman, Lynn), 1979Deep Contact; The First Interactive Sexual Fantasy Videodisc (Hershman, Lynn), 1984The Surprising Spiral (Feingold, Ken)
 
The Narrative Landscape (Erzählerische Landschaft) (Shaw, Jeffrey), 1985Sonata (Weinbren, Grahame), 1991The Exquisite Mechanism of Shivers (Seaman, Bill), 1991
 

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dialogische Funktionsprinzip des Computers, um die Mitwirkung des Rezipienten nicht nur strukturell, sondern auch funktional zu realisieren. Obwohl Joyce bereits einige der zentralen ästhetischen Kategorien für eine Involvierung der Leser entwickelt hat, konnten diese im Medium der Literatur nicht ihre volle ästhetische Wirkkraft entfalten. Dies gelang erst im Medium des Computers, der die mentale Interaktion untrennbar an eine physische Re/Aktivität koppelte. Erst der Computer als ›Kommunikationsmaschine‹ konnte die Sehnsucht nach einer Prozessualisierung der ästhetischen Erfahrung und gleichzeitigen Transformation in eine physische Dialogsituation erfüllen.

Kybernetik als narratives Prinzip

In der interaktiven Kunst wurde das neue digitale Medium genutzt, um non-lineare narrative Strategien zu entwickeln, die Prozesse der Imagination physisch erfahrbar machten. Wichtige Wegbereiter der interaktiven Medienkunst waren sich der Bedeutung und Rolle von James Joyce für die Konzeptionalisierung der neuen Kunstform bewusst, unter ihnen Ken Feingold, Grahame Weinbren, Bill Seaman, Simon Biggs

 

und Jeffrey Shaw sowie in anderer Weise auch Lynn Hershman, die in »Lorna« (1983– 1984) und »Deep Contact« (1989–1990) Joycesche Erzählstrategien gewissermaßen zu ihrer ästhetischen Vollendung geführt hat. Interaktion ist für diese Künstler nicht nur aktive Interpretation, sondern Fortschreibung und imaginäre Verselbstständigung des Bild-Textangebots. Der dynamisierte und fluktuierende Erzählstoff, der sich non-linear organisiert, entsteht nicht schon im Erzähltwerden durch den Autor, sondern erst in der Interaktion mit dem Leser, der sich vom impliziten Leser zum Benutzer wandelt.

Im Unterschied allerdings zum Hypertext und auch zum Rhizom, dessen Ausgangspunkt und Endpunkt so gut wie nie miteinander übereinstimmen, sind zentrale Werke der interaktiven Kunst ähnlich wie Joyces »Finnegans Wake« von einer zirkulären Narrationsstruktur geprägt, die die Prinzipien traditioneller Logik zumindest teilweise aufhebt. Zum Tragen kommt dieses Prinzip in »The Surprising Spiral« (1991) von Ken Feingold, »The Narrative Landscape« (1985–1995) von Jeffrey Shaw, in »Sonata« (1991– 1993) von Grahame Weinbren, in »The Exqusite Mechanism of Shivers« (1992) von Bill Seaman und in Simon Biggs'

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