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The Medium Is the Medium (WGBH), 1969Die Fernsehgalerie (Schum, Gerry), 1968Black Gate Cologne (Piene, Otto; Tambellini, Aldo), 1968
 
 
 

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II → Zweites Zeitfenster 1968–1969: Künstler gehen auf Sendung

Fernsehen – die Kunstform der Zukunft?

Um 1968 –1969 erscheint es plötzlich doch so, als könne das Fernsehen zur Kunstform der Zukunft werden – und umgekehrt der Kuss der Muse den »schlafenden Riesen«[42] Fernsehen aufwecken. Fast zeitgleich entstehen in Europa und den USA Sendungen in Kooperation von TV-Stationen und Künstlern, die historische Meilensteinen in der Wechselwirkung von Kunst und Massenmedien sind. In erstaunlich kurzer Zeit werden die inhaltlich skeptisch-distanzierten und technisch meist primitiven Versuche einer TV-Kunst aus den Jahren 1962–1964 durch einen wiederbelebten utopischen Geistüberholt: »Was passiert, wenn Künstler im Fernsehen die Kontrolle übernehmen? […] Sie erreichen ein riesiges Publikum, schaffen ein Museum für Millionen.« Mit solcher futuristischen Emphase wird 1969 die Sendung »The Medium is the Medium« auf WHGB-TV aus Boston eingeleitet. Und im gleichen Jahr verkündet Gerry Schum zur ersten Sendung seiner Fernsehgalerie im Sender Freies Berlin: »Der Personenkreis, der durch Galerien und Museen

 

informiert werden kann, ist minimal […] Verglichen mit dem Buchmarkt wäre das etwa so, als könne ein erfolgreicher Schriftsteller sein Publikum nur über Dichterlesungen erreichen, ohne dass seine Romane in Millionenauflage gedruckt würden. Es drängt sich der Eindruck auf, dass man in der Kommunikationsmöglichkeit zwischen Kunstwerk und Kunstpublikum etwa da steht, wo man in der Literatur vor Gutenbergs Erfindung des Buchdrucks stand. […] Es ist nicht einzusehen, warum moderne Kunst erst dann in größerem Rahmen publiziert werden kann, wenn sie nicht mehr modern ist.«[43] In dieser Situation lautet Schums Credo: »Die einzige Chance, die ich für die bildende Kunst sehe, ist die bewusste Verwendung des Mediums Fernsehen.«[44] Und schon ein Jahr zuvor hat der WDR Köln sein neues TV-Studio für elektronische Bildbearbeitung mit dem aufwändigen intermedialen Event »Black Gate Cologne« eingeweiht, inszeniert von den Künstlern Otto Piene und Aldo Tambellini. Auch in Schweden und England sowie bei weiteren amerikanischen TV-Stationen kommt es um 1968-1969 fast zeitgleich zur Zusammenarbeit mit Künstlern.[45] Wie kommt es zu diesem erstaunlichen

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