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Speicherung

Die Schallspeicherung durch Fonograf und Grammofon ermöglichte die unbegrenzte Reproduktion von Musik. Während der Notendruck nur im Bürgertum Verbreitung fand, erreichte die Schallplatte als erstes musikalisches Medium die Hörer aller Schichten. Wie die Übertragung veränderte die Tonaufzeichnung auch Produktion und Rezeption, da die beiden Bereiche nun zeitlich und räumlich voneinander getrennt waren. Da Hörer nicht mehr auf Musiker angewiesen waren, konnten sie Musik erstmals vollständig in ihren Alltag integrieren. Musik wurde zu einem omnipräsenten Lebensmittel.

Musique concrète

Künstlerische Experimente mit der Reproduktionstechnologie ließen lange auf sich warten. Obwohl schon 1877 entwickelt und spätestens ab der Jahrhundertwende allgegenwärtig, wurden erst ab den 1910er Jahren konkrete Vorschläge für den künstlerischmusikalischen Einsatz des Grammofons gemacht. So versuchte circa 1917 der spätere Dokumentarfilmpionier Dziga Vertov, Geräusche zu

 

montieren, scheiterte mit seinen Vorstellungen aber am damaligen Stand der Technologie.[13] Der ungarische Bauhauskünstler László Moholy-Nagy schlug 1923 vor, »aus dem Grammophon als aus einem Reproduktionsinstrument ein produktives zu schaffen, so dass auf der Platte ohne vorherige akustische Existenzen durch Einkratzen der dazu nötigen Ritzschriftreihen das akustische Phänomen selbst entsteht«.[14] Der Klangkünstler Paul DeMarinis[15] kommentierte in den 1990er Jahren Moholy-Nagys Idee, nach der durch optisches Lesen von Schallrillen ein grafisches ›Ritzschrift-ABC‹ gefunden werden könne, als Fehleinschätzung, die der Dominanz des Visuellen in der westlichen Kultur geschuldet ist. Paul Hindemith machte Mitte der 1920er Jahre Versuche mit ›grammofoneigener Musik‹, indem er Aufnahmen montierte, rückwärts und mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten abspielte. Über Experimente kam er aber nicht hinaus. Für das erste gelungene Experiment der Geräuschkomposition benutzte Walter Ruttmann 1930 nicht das unhandliche Grammofon, sondern die ein Jahr zuvor entwickelte Lichttontechnologie des Films. Filmton, der mit der Schere geschnitten und neu

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