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The File Room (Muntadas, Antoni), 1994
 
 
 

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Ordnung trifft hier auf eine filmische Narration.

In welchen Medien die Künstler der Moderne auch immer arbeiteten, sie operierten mit radikalen Konzepten von Alterität und Differenz, die heute in den elektronischen Medien ihre zeitgemäße Form gefunden haben. Es geht also auch im Folgenden um die Frage, wie sich diese Erfahrungen der Moderne und dann Postmoderne in die Geschichte der Archive und enzyklopädischen Konzepte im 20. Jahrhundert eingeschrieben haben.

Bedingungen des Wissens

»Die technische Struktur des archivierenden Archivs bestimmt auch die Struktur der archivierbaren Inhalts schon in seiner Entstehung und in seiner Beziehung zur Zukunft.« [8] Die technische Struktur bezieht sich dabei sowohl auf das eigentliche Erfassungssystem wie auch auf die Entscheidungen der »árchontes«, also der Torwächter. Es bleibt die Frage mit Vilém Flusser und Marshall McLuhan, ob das isolierende, in Typisierung und Standardisierung denkende Archiv nicht inzwischen längst durch eine »körnige« elektro-magnetische Kultur abgelöst wurde, die sich

 

dieser Zurichtung in diskrete Elemente entzieht? [9]

Künstlerische Strategien, die Definitionsmacht des Archivs offen zu legen, setzen hier an. So reagiert Antoni Muntadas in seinem kollaborativen Netzprojekt »The File Room« (1994) auf den Zusammenhang von Ausschluss und (kunst)politischer Zensur, indem er Fälle von Zensur weltweit per Internet sammelt und dort allen als Aktensammlung zur Verfügung stellt. Was in einem partikularen Feld hier entsteht, ist ein Gegenarchiv zur postulierten offiziellen Geschichtsschreibung.

Die »Ordnung der Dinge« (Foucault) als kategoriales und indexikalisches Problem kann aus künstlerischer Sicht nur noch in seiner unendlichen Serialität von Ziffern als Konzeptarbeit (wie etwa bei On Kawara) oder als alternativer Entwurf der Reihung marginaler, unscheinbarer Dinge und Ereignisse zitiert werden. Peter Piller sammelt Zeitungsfotos und ordnet diese zu Serien wie »Auto berühren«, »Daumen hoch« oder anderen überraschenden Motiven der Bildgeschichte, deren Bezug zu einer Zeitungsnotiz, einem Bericht über einen realen Vorgang oder realen Ort jedoch verloren gegangen ist. Die Schwierigkeiten oder gar die

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