Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser.

Themenicon: navigation pathMapping und Texticon: navigation pathArchiv/Karte
 
Mnemosyne-Atlas (Warburg, Aby M.), 1924
 
 
 

icon: previous page

»Mnemosyne-Atlas«, seinem ›Atlas der Erinnerung‹, der den fotografischen Katalog ebenso nutzt wie später André Malraux für sein »musée imaginaire«, an dem er seit 1935 forschte und das er 1947 als Buch mit S/W-Abbildungen publizierte, oder auch Marcel Duchamp für seine »Boite-en-valise« (1942). Wenn zuvor die Konstruktion von Bedeutung in alternativen Visualisierungen und algorithmischen Transformationen von Bild in Text und vice versa untersucht worden ist, so wird bei Warburg der Akzent auf die kontextuelle Konstellation von Geschichte als ein visueller Prozess plastisch vor Augen geführt. Warburg versuchte damit, »die systematische Ordnungsfunktion einer Typologie, die historische Ordnungsfunktion einer Typengeschichte und die geographische Ordnungsfunktion eines ›Mittelmeerbeckens-Vorgangs‹ in einem Tableau zu verschmelzen.« [36]

Damit war er mit Problemen des Sortierens, Anordnens und Visualisierens von Relationen befasst, die uns heute vertraut sind in der Konzipierung einer multimedialen Nutzeroberfläche. Das Ziel war, mit spezifischen und komplexen Konstellationen von fotografischen Reproduktionen jeweils

 

unterschiedliche Relationen so visuell zu konfigurieren, dass die untergründigen Strukturen und Verbindungen ohne Texterläuterung in ihrer visuellen Evidenz hervortreten. Die Bildatlanten Warburgs können so auch als Daten und Relationen gelesen werden, die jenseits einer visuellen oder historisch-textlichen Evidenz ganz neue Strukturierungen nahe legen, die etwa die medienhistorischen Voraussetzungen von Bildern verdeutlichen. [37]

Die Schwierigkeiten Warburgs, unterschiedliche Relationen vermittels grafischer Mittel in einer Ordnung und auf einem Tableau als »widerspruchslose Evidenz« darzustellen, hat Claus Pias hervorgehoben. [38] Jenseits dieser immanenten Darstellungsprobleme bleibt aber auch aus heutiger Sicht noch das grundsätzliche Problem, dass sich Relationen, Wertigkeiten und Interpretationen für jeden Betrachter oder Nutzer immer anders darstellen. Da für jeden Nutzer unterschiedliche Interessen im Vordergrund stehen, lohnt es sich zu untersuchen, inwieweit das auch zu einer individualisierten Darstellungsoption führen kann. Ein frühes Beispiel für eine differenziertere Option ist John Simons

icon: next page