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City Postcard Painting (Baldessari, John), 1971
 
 
 

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die Objekte, die auf der Leinwand zu sehen sind. So bringt Baldessaris Kamera einige alte Ansätze des Action Painting neu in den Blickpunkt. Die Filme haben auf ihre Art etwas Lehrhaftes – in gewisser Weise erinnern sie an didaktische Filmstreifen. Ihre Aussagen sind sehr einfach, die Filme dementsprechend kurz, meistens unter drei Minuten. In »New York City Art History« (1971) zeigt die Kamera Nahaufnahmen von farbigen Postkarten und kunsthistorischen Abbildungen in den Straßen von Soho. Zwischen den Postkarten und um sie herum sieht man bewegte Bilder von Fußgängern und Autos. Diese Gegenüberstellung spiegelt offensichtlich den Prozess der Kunstgeschichte: Ikonische Kunstwerke verlieren die Fähigkeit, die Art, wie ein Betrachter etwas sieht, zu verändern – nur weniger kodifizierte Kunst kann dies bewirken. In »New York Green Postcard # 2« und »City Postcard Painting« (1971) übermalt ein rastloser Pinsel mit dicken Strichen die Ansichten der Stadt auf einer Reihe von Postkarten. Hier scheint die Malerei der New York School der Diskursgegenstand zu sein. Die Panorama- Ansichten suggerieren einen monumentalen Maßstab (ähnlich wie Claes Oldenburgs launische

 

Monument-Entwürfe), dessen Ausmaß sich zugleich aber auf die Abmessungen der Postkarten beschränkt. Auch das Drama der Selbstbegegnung in der Malerei wird zum Souvenir. Dabei ist diese Art der Malerei so gut wie irgendeine andere. Gertrude Stein sagte einmal, sie möge alle Arten von Malerei, solange es nur Farbe auf einer Fläche sei. In ähnlicher Weise sagt Baldessari – in Einklang mit John Cage –, dass alles, auf das man die Kamera richtet, eine Komposition ist. Die Postkarten sind das malerische Äquivalent zu seinem Ansatz in der Fotografie. »Black Out« (1971) ist reduktiver; ein Filzstift kritzelt hektisch über ein Stück weißes Papier, bis es gänzlich schwarz ist. »Water to Wine to Water« (1972–73) reduziert ein biblisches Wunder auf den Status eines Zaubertricks oder eines Vorzeige-Experiments in einer Wissenschaftsshow – und schafft es gleichzeitig, die Kamera auszutricksen. Wie viele andere Super-8-Filme von Baldessari ist dieser Film ein Endlosstreifen, der ursprünglich auf 16-mm-Material gedreht wurde. In dieser Transformation ohne Anfang und Ende wechselt die Flüssigkeit unablässig ihre Farbe, bis das Wunder allmählich lästig wird. Der Künstler als Schamane oder Alchemist erweist sich als

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