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Konsument als Produzent – Produzent als Konsument

Die Fotografie bringt jedoch nicht nur den modernen Bilderkonsumenten hervor, sondern ermächtigt ihn auch zum Bilderproduzenten. Das Fotografieren als privates Vergnügen ist dabei zunächst nur einer kleinen Schicht vorbehalten, denn es erfordert Geld und vor allem Zeit, die für das Fotografieren und Entwickeln von Fotos notwendigen Fertigkeiten zu erlernen. Die Entwicklung von Handkamera und Rollfilm schaffen dann Ende der 1880er Jahre die Voraussetzungen für die Knipserfotografie, für die keine Kenntnisse des fotografischen Verfahrens mehr erforderlich ist. Der berühmte Slogan ›You press the button, we do the rest‹, mit dem die ersten Kodak Kameras beworben wurden, benennt dabei präzise die Abhängigkeit des Knipser von der Fotoindustrie: Er oder sie wird zum Bildproduzenten, zur Bildproduzentin nur als Konsument, Konsumentin von deren Produkten und Dienstleistungen.

Wesentlich für die Praktiken der privaten Fotografie ist die Eigenschaft des Fotos als Index (siehe den Abschnitt »Das Foto als Index«): Biografische Ereignisse

 

werden festgehalten und zugleich authentifiziert (›Es-ist-wirklich-passiert‹). Die Knipserfotografie, so analysierte es der Soziologe Pierre Bourdieu in den 1960er Jahren, wurde dabei vor allem zu einer Agentin des Familienzusammenhalts, für den sie Beweise erbringt und ihn dabei zugleich herstellt. [33] Die neuen Praktiken der Knipserfotografie, die im Zuge der Digitalisierung entstehen, sind daher auch im Zusammenhang mit Auflösung traditioneller Familienstrukturen und der an ihre Stelle tretenden Beziehungs- und Kommunikationsformen zu sehen. [34]

Das Foto im Medienverbund

Mit Talbots Buch »The Pencil of Nature« [35] beginnt die Geschichte fotografischer Intermedialität – die Koppelung Foto/Buch, Text/Bild. Bis in die 1880er Jahre ist diese Koppelung jedoch mit kleinen Auflagen verbunden, da Fotos entweder in die Bücher eingeklebt oder in handwerklich aufwändigen Druckverfahren reproduziert wurden. Für die Massenauflagen illustrierter Magazine und Zeitungen mussten Fotografien zunächst noch in Holzstiche übersetzt werden – mit dem Rasterverfahren der

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