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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathMythische Körper II
 
Third Hand (Stelarc), 1981Amplified Body (Stelarc), 1996Ping Body (Stelarc), 1996
 
 
 

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seine »Third Hand« auf den ersten Blick einem gewöhnlichen Roboterarm, der die beiden anderen Extremitäten in ihren Funktionen unterstützt. Sie wird jedoch nicht nur – anders als die beiden anderen Arme – durch Impulse aus den unteren Extremitäten bewegt, was den Körper zu einem völlig neuen Bewegungsdenken zwingt. Zudem gibt sie auch ihrerseits Steuerungsimpulse an ihn zurück. Der organische Körper erweist sich als Wirtsorganismus für eine Apparatur, die mit ihm so weit verschmolzen ist, dass sie ihn auch ihrerseits lenken kann. Sein »Amplified Body«, dessen Gehirnströme, Muskelkontraktionen, Pulsschlag und Blutdruck über verschiedene Sensoren abgenommen, elektronisch verstärkt und zur Steuerung einer komplexen Licht- und Soundmaschinerie eingesetzt werden, ist in den gleichnamigen Performances nur scheinbar der zentrale Akteur. Denn was ihn zum ›Beweger‹ macht – die neuronalen Aktivitäten, die Beschleunigung des Pulses, das Ansteigen und Abfallen des Blutdrucks – sind letztlich Reaktionen auf die Reize, die der Körper aus der Umwelt erfährt. Der »Ping Body« wiederum wird an ein Netzwerk angeschlossen, um von

 

Netznutzerinnen in aller Welt stimuliert und bewegt zu werden. Eingebunden in komplexe technologische Feedback-Strukturen, deren Schnittstellen es ermöglichen, ihn zum Agenten für andere menschliche und nicht-menschliche Systeme werden zu lassen, ist der Mensch nicht mehr allein Netznutzer, sondern wortwörtlich zu einem Teil des Netzwerks geworden.

Auf den ersten Blick scheinen Stelarcs Arbeiten auf demselben Nährboden zu gedeihen wie so viele Science Fiction-Phantasien, die Wissenschaft und Kunst im Gefolge dessen hervorgebracht haben, was Donna Haraway die »C3I-Metapher« nennt: »commandcontrol- communication-intelligence«, das Credo einer kolonialistischen Cyborg-Mythologie weißer, westlicher, patriarchaler Prägung. [13] Entscheidendes Kennzeichen dieser Mythologie ist es jedoch, dass sie im Dienst einer Subjektposition steht, die sich nach wie vor als Krone der Schöpfung und den Menschen als großen Kreator begreift, der mit dem ›deus artifex‹ konkurriert. Stelarcs radikale Identifikation mit der Cyborgisierung, die eine Auflösung der Grenzen des Subjekts impliziert, steht auf ihre Weise derjenigen Haraways näher, die betont: »I'd rather be a Cyborg

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