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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathMythische Körper II
 
 
 
 
 

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weniger ungebrochen als Bild der mit ›Idealmassen‹ ausgestatten ›Idealfrau‹ propagieren. Nicht wenige von ihnen zitieren zudem direkt oder indirekt die tradierte Ikonographie idealisierte Frauenbilder, wie sie über die Kunstgeschichte überliefert ist. [44]

Nun ist die Künstlichkeit einer solchen Konstruktion in »Lara Crofts« Fall offensichtlich – was ihr in den Augen ihrer VerteidigerInnen Züge einer »post-gender Cyborg« (Haraway) [45] mit Identifikationsangeboten an SpielerInnen beiderlei Geschlechts verleiht. [46] Nichtsdestotrotz dominieren Markierungen einer stabilen und einheitlichen (weiblichen) Identität, die ihrer Interpretation als »Geschöpf einer post-gender Welt« deutlich widersprechen: »Laras Lebenslauf ist auf Stringenz, Widerspruchslosigkeit und das Ausleben ihrer wahren Bestimmung angelegt, ihr Verhalten ist vorhersagbar und wiederholt sich ständig, und ihre Übersexualisierung suggeriert eine essentiell vorhandene Weiblichkeit«. [47] So haben sie die Designer des Spiels mit einer Biographie versehen, die dem ›Imperativ des Anthropomorphismus‹ auch in Hinsicht auf eine menschliche Herkunft entspricht. [48] Ihr

 

verstorbener Vater ist nicht nur das Vorbild für ihre Berufswahl, sondern spielt auch in der Rahmenhandlung der Spiele mehrfach eine Rolle. Auch passt sich der Umstand, dass sich die Spielfigur Lara niemals ganz nackt zeigt und keinerlei Relationen zu anderen Spielfiguren eingeht, die auf eine sexuelle Beziehung schließen lassen, zunächst einmal ebenso in eine heteronormative Perspektive ein wie der Umstand, dass sämtliche ihre Handlungen von den Spielenden – die schließlich nicht unmittelbar in Laras Körper stecken, sondern diesen dirigieren – gelenkt und kontrolliert werden müssen. Und wenn »Laras« ›Hyper-Sexiness‹ im Spiel selbst nicht in sexuelle Handlungen überführt wird, bleibt diese – quasi in jungfräulicher Keuschheit – umso wirksamer als Versprechen an den spielenden Voyeur erhalten. Kaum von ungefähr finden sich im Netz unzählige Fan-Seiten, auf denen Lara als Aktmodell und Softporno-Sternchen posiert, wie im Übrigen auch »Patches« – selbst geschriebene Programmteile – kursieren, in denen Lara einen Striptease hinlegt oder als »Nude Raider« gar ganze Spielsequenzen nackt bestreitet. [49] Und kaum von ungefähr zielen zahlreiche künstlerische Arbeiten

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