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Themenicon: navigation pathBild und Tonicon: navigation pathDas klingende Bild
 
Impression 3 (Kandinsky, Wassily)
 
 
 

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Ausdruck zu gebrauchen, daß Wagner musikalisch ›meine Stunde‹ gemalt hatte. Ganz klar wurde mir aber, daß die Kunst im allgemeinen viel machtvoller ist, als sie mir vorkam, daß andererseits die Malerei eben solche Kräfte, wie die Musik besitzt, entwickeln könne.« [17]

Ein einschneidendes Erlebnis für den synästhetisch veranlagten Kandinsky bildete die Berührung mit der Musik des Komponisten Arnold Schönberg (1874-1951). Zusammen mit Franz Marc, Alexej Jawlensky, Marianne von Werefkin und Gabriele Münther und anderen Mitgliedern der ›Neuen Künstlervereinigung‹ besuchte er am 2. Januar 1911 ein Konzert Schönbergs in München. Aufgeführt wurde unter anderem ein Streichquartett, das Schönbergs atonale Schaffensperiode einleitete sowie die Klavierstücke opus 11. Kandinsky erfuhr durch dieses Konzert einen wesentlichen Impuls auf dem Weg zur Abstraktion. Unter diesem musikalischen Eindruck entstand das Gemälde »Impression 3« von 1911. [18]

Der Verzicht auf eine perspektivische Darstellung sowie die Loslösung der Farbe von dem gegenständlichen Motiv führten Kandinsky unmittelbar in die Abstraktion. Obwohl er schon seit 1908/9 erste

 

Versuche in diese Richtung unternahm, bedurfte es eines musikalischen Schlüsselerlebnisses, um den entscheidenden Schritt zu wagen. Ähnlich wie sich Schönberg von den Zwängen musikalischer Kompositionsgesetze befreite, strebte Kandinsky eine Loslösung von dem Diktat der Naturnachahmung an. Der Wegfall der Zentralperspektive in der Malerei fiel somit zeitlich zusammen mit dem Verlust eines bindenden Tonsystems in der Musik. Beide, Maler und Komponist, begegneten sich an einem Wendepunkt. Kandinsky suchte umgehend den persönlichen Kontakt zu Schönberg, der auch malte, und machte ihn zu einem Mitglied des »Blauen Reiters«. In seinem ersten Brief an Schönberg schreibt er: »Sie haben in Ihren Werken das verwirklicht, wonach ich in freilich unbestimmter Form in der Musik so eine große Sehnsucht hatte. Das selbstständige Gehen durch eigene Schicksale, das eigene Leben der einzelnen Stimmen in Ihren Compositionen ist gerade das, was ich in malerischer Form zu finden versuchte.« [19]

Anders als Kandinsky, der durch die atonale Musik Schönbergs eine entscheidende Inspiration zur flächigen Farbkomposition erfuhr, rückte für den

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