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Themenicon: navigation pathÄsthetik des Digitalenicon: navigation pathÄsthetische Paradigmen
 
 
 
 
 

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Klänge beliebig modifiziert werden können. Der Dokumentations- beziehungsweise Wahrheitsgehalt des Bildes geht somit durch die Möglichkeiten digitaler Manipulation verloren, womit notwendigerweise die Fragen zur Authentizität und Referenzialität der digitalen Bilder neu zu formulieren sind. Der entscheidende Bruch mit den Modellen westlicher Kultur, die durch Sequenzialität und Originalität (beziehungsweise Nicht-Reproduzierbarkeit) des Kunstwerks gekennzeichnet sind, kann als eine dem technologischen Prozess — und hier besonders dem der Digitalisierung — inhärente Veränderung betrachtet werden.

Die diesem Prozess innewohnende Infragestellung der Originalität führt zur Veränderung des Begriffs von Autor und Autorenschaft. Die Herausbildung des Mythos vom Original war eng mit der Anwendung von Begriffen wie geistigem Eigentum, Genie, Individualität oder Einzigartigkeit in Bezug auf künstlerisches Schaffen verbunden. Die ›Superstition‹ des Jahrhunderts — wie Nietzsche den ›Aberglauben vom Genie‹ bezeichnet — hat unter anderem mit Kant und seiner Bestätigung der unmittelbaren Beziehung

 

zwischen Originalität und Genialität Aufnahme in den ästhetischen Diskurs gefunden, der sich bis heute teilweise so erhalten hat. Aus der neuen Perspektive der digitalen Kreation wird man sich nun bewusst, dass die Frage nach der Originalität jeder Problemstellung mit utopischen Begriffen ausweicht. Diese machen sich während des ganzen 20. Jahrhunderts bemerkbar, so zum Beispiel in der oftmals zitierten auratischen Theorie Walter Benjamins, in der er sich des Begriffs ›Aura‹ [14] als ästhetischer Metapher bedient, um seine These vom künstlerischen Verfallsprozess im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit zu stützen. Der Verlust der Aura durch den Prozess der Sozialisierung bedeutet somit das Ende einer elitären Ästhetik, was — so Benjamin — zur bedauernswerten Verdrängung des Wertes der Tradition aus dem kulturellen Erbe führe. [15] Die Klage über den Verlust der Aura kommt der nostalgischen Klage über den Verlust des mythisch-romantischen Werts von Authentizität in Verbindung mit der individuellen (manuellen, direkten und genialen) Kreation gleich, eine Haltung, die in der bürgerlich-intellektuellen Tradition stark verwurzelt ist.

Betrachtet man das Argument Benjamins, wonach

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