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Shirin Neshat
»Tooba«
Mit der in fast allen Videoarbeiten Neshats zu beobachtende Verlangsamung der Zeit oder auch dem »Wiedergewinn bewusst gesehener Zeit bekämpft Shirin Neshat den Terror jener Atemlosigkeit [globaler] Geldkultur«, so der Kunsthistoriker Horst Bredekamp. Das Pathos, aber auch die Eindringlickeit dieser bei der documenta 11 erstmals gezeigten 2-Kanal-Videoprojektion knüpft an archaische Rituale an, hier die Wallfahrt zu einem urwüchsigen Baum in karger Landschaft und dort einem ebensolchen weiblichen Gesicht in Grossaufnahme. Während Bill Viola immer wieder auf die gleichen Chiffren der menschlichen Existenz rekurriert, ist es bei der Iranerin Neshat gerade die ungebrochene Bildmächtigkeit einer traditionellen und hierarchisch strukturierten Gesellschaft, die ihre Videoinstallationen auszeichnet. Dass sie gleichzeitig den Frauen dieser Gesellschaft eine eigene Stimme und einen eigenen Bildraum verleiht, wie z. B. auch in »Turbulent« (1998), ist die entscheidende Differenz zu einem unhistorischen Rekurs auf archaische Wahrheiten.
RF
Rudolf Frieling