Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser.
 
Zu dieser Arbeit liegt leider kein Bild vor.
 


 Douglas Davis
»The World's First Collaborative Sentence«

Davis’ Interesse für Kommunikationstechnologien führte dazu, dass er sich Mitte der 1990er Jahre für die künstlerischen Möglichkeiten des Internet zu interessieren begann, und mit »The World’s First Collaborative Sentence« eine Arbeit schuf, die wohl das erste Kunstwerk war, das für das World Wide Web konzipiert wurde. Der »Sentence«, der 1994 von der Lehman College/CUNY Art Gallery in New York in Auftrag gegeben wurde und sich heute im Besitz des Whitney Museum for American Art in New York befindet, war nicht nur eins der ersten Kunstwerke, das für das World Wide Web geschaffen wurde, sondern wahrscheinlich das erste Netzkunstwerk überhaupt, das von einem Sammler gekauft wurde.

»Ein winziges Kunstmuseum in der Bronx, dem ärmsten Bezirk in den ganzen Vereinigten Staaten, bekam 1994 einen eigenen Webserver, was damals noch eine recht seltene Sache war. Susan Hoeltzel, die Leiterin, bat mich darum, eine neue Arbeit zu schaffen, die mit dem Titel der Ausstellung zu tun hatte. Sie hieß ›InterActions (1967-1981)‹, und in ihr ging es um mein frühes Werk. Sie hatte auch die Idee, die ganze Show im Netz zu dokumentieren.
Ich dachte sofort an die Tastatur, das Mittel zur Interaktion, die es beim Computer gibt, aber nicht bei Video oder anderer ›flacher Kunst‹. Der riesige Unterschied zwischen dem Fernsehen und dem Web ist die Tastatur: damit kann man alles sagen, alle Möglichkeiten, sich auszudrücken, stehen einem damit zur Verfügung. Das bedeutet, dass eine intensivere und persönliche Verbindung zwischen mir und dem Publikum entstehen kann. Warum sollte man also nicht die ganze Welt dazu bekommen, zusammen einen Satz zu schreiben. [...] Als wir mit der Arbeit anfingen, versicherten mir meine Kollegen Robert Schneider und Gary Welz, dass man ein Programm schreiben könnte, das verhindert, dass man einen Punkt macht. Jedem, der sich an dem Satz beteiligte, ist darum klar, dass er zu einem fortlaufenden Statement beiträgt, das nie aufhört. Jeden Tag, jeden Monat, jedes Jahr ändert sich der Satz. Inzwischen sind die Beiträge grafisch viel avancierter als früher. Der Satz strahlt jetzt in einem heißen Pink und hat pulsierendes Java, Video, Audio, Farbe, einfach alles. Am Anfang war er schwarz-weiß, aber voller Seele und Persönlichkeit. Die ursprüngliche Leidenschaft ist noch da, aber inzwischen ist die so gut designt, dass man überhört, was die Welt da sagt. Das wichtigste am ›Sentence‹ ist aber der Inhalt.«


(Quelle: Douglas Davis, in: Tilman Baumgärtel, [net.art] Neue Materialien zur Netzkunst, Nürnberg 2001, S. 60ff.)