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Josef Svoboda
»Polyekran«
Polyekran
Svobodas »Polyecran« war eine faszinierende audio-visuelle Installation, die während der Expo 1967 in Montreal gezeigt wurde. Der Zuschauer betrat einen großen Raum und setzte sich auf den Teppichboden, von dem aus er auf eine aus 112 Würfeln bestehende Wand schaute, auf denen sich die ständig wechselnden und sich verändernden Bilder vorwärts und rückwärts bewegten. In jedem Würfel befanden sich zwei Kodak-Carousel-Diaprojektoren, die Standfotos auf die Vorderseite der Würfeln projizierten. Insgesamt wurden 15.000 Dias während der 11 Minuten dauernden Aufführung gezeigt. Da jeder Würfel drei unterschiedliche Positionen in einem Radius von 60cm einnehmen konnte, hatte man den Eindruck, dass sich eine flache Oberfläche in eine dreidimensionale verwandelt und sich dann wieder zurückverwandelt. Das Ganze wurde einem ca. 2,5 km langen Speicher-Schaltkreis gesteuert, der auf einen Filmstreifen mit 756.000 unterschiedlichen Befehlen hineinkodiert worden war.
Die Zuschauer betrachteten eine aus 112 Würfeln bestehende Wand, während sie auf dem Boden saßen. Das Thema der Inszenierung war »The Creation of the World of Man« (Schöpfungsgeschichte). Auf den 112 Bildschirmen entstand die Erde, Blumen blühten, Tiger tauchten plötzlich auf, die ersten Menschen erkundeten die Erde, schließlich wurden die Maschinen erfunden. Manchmal erschienen die Bildsequenzen zunächst in vollständiger Form, um dann später in abstrakter Form zu einer Komposition aus dem Bereich der modernen Kunst verfremdet zu werden. Es war in erster Linie die multi-visuelle Technik, die den Betrachter verzauberte.
(Quelle: Michael Bielicky, »Prague – A Place of Illusionists«, in Jeffrey Shaw/Peter Weibel (Hrsg.), Future Cinema. The Cinematic Imaginary after Film, Ausstellungskatalog, The MIT Press, Cambridge, MA/London, 2003, S. 99.)