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Godard, Jean-Luc
»Nouvelle Vague«
In »Nouvelle Vague« erkundete Jean Luc Godard exemplarisch die rätselhaften Räume zwischen Menschen. »Je est un autre« lautet ein von Rimbaud stammender Untertitel, der »ich ist ein anderer« oder »ich ist ein anderes« heißen kann. Dieses Motiv von etwas anderem zieht sich auf vielen Ebenen durch den Film. Und je länger man hinschaut, umso öfter verschwindet etwas, was Zentrum, was sinnstiftend wäre, was Sicherheit geben könnte, und wird einfach etwas anderes.
Nouvelle Vague funktioniert ausschließlich als Collage, zusammengesetzt aus verbalen, musikalischen und bildlichen Fundstücken. Es gibt zwar eine storyline, aber keinen »realistischen Film«, der sich zu einer Ganzheit fügt. Es gibt zwar Dialoge, aber alle Personen sprechen mit geborgten Stimmen, mit jenen von Jean Paul, von Schiller, von Chandler, Kafka oder Wittgenstein. Es gibt freilich Bilder, aber auch sie sind entliehen, den Filmen von Howard Hawks oder den Sixtina-Fresken von Michelangelo.
Monika Seidl: Die Kunst, Bedeutung zu verschieben, in: Wiener Zeitung 12.03.1999
Entscheidendes Gestaltungskriterium in Nouvelle Vague ist eine bis ins Detail durchgeführte Intertextualität. Dieser amortisierende Beziehungsreichtum reicht in die Filmgeschichte zurück, bezieht sich aber auch auf die verschiedenen „Sprach“-Ebenen im Film selbst. Das gesprochene Wort, das Bild, Geräusche und Musiken werden konstruktiv aber auch assoziativ mit einander in Verbindung gesetzt. Etwa wenn „nach einem Schuss auf schnee-ähnlichen Pollen, der auf einen See fällt [...] der Geschäftsmann eine andere Figur auffordert, sich an das Bild fallenden Schnees zu erinnern.
Jeremy Heilman, 2003