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Michael Beil
»MACH SIEBEN«
»MACH SIEBEN« ist eine Komposition für Klavier mit Videoprojektion.
Das Klavierstück »MACH SIEBEN« wird vor der Aufführung in voller Länge auf Band und Video aufgezeichnet. Der Pianist wird aus der Sicht des Zuhörers/Zuschauers gefilmt. Die Ton- und Videoaufnahmen werden anschließend am Computer in der Zeitrichtung umgekehrt und im Konzert rückwärts abgespielt. Damit der Pianist alle Bewegungsabläufe im rückwärts laufenden Film zum Schein vorwärts ausführt, werden sie bei den Filmaufnahmen rückwärts gespielt. Das betrifft alle Aktionen, die mit dem Auftritt des Musikers verbunden sind. Der Pianist tritt rückwärts auf und ab und führt während des Spiels kleinere zunächst unauffällige Aktionen aus, die jeweils im Film und live zur gleichen Zeit zu sehen sind. Um dies zu ermöglichen ist das Stück so notiert und konzipiert, dass alle Töne, Klänge und Aktionen des Pianisten nach der Hälfte des Stückes in umgekehrter Reihenfolge ausgeführt werden.
Die Komposition der Musik ist so angelegt, dass die Rückwärts-Klaviertöne des rückwärts laufenden Bandes genau wie in der Partitur notiert mit live gespielten Tönen zusammentreffen. Dadurch entsteht eine Symmetrieachse in der Zeit, die in der Spiegelachse der räumlichen Gegenüberstellung des Live-Klaviers und des projizierten Klaviers ihre Entsprechung findet.
Die Videoaufnahme wird im Konzert synchron zum Ton und seitenverkehrt projiziert. Die Projektionsfläche für das Video befindet sich rechts neben dem Flügel. Der Pianist sitzt aus der Sicht des Publikums sich selbst gegenüber. Die mit der Tonerzeugung und mit der Konzertsituation verbundenen Aktionen und Bewegungen des Pianisten bei der Aufnahme des Videos und bei der Aufführung sind in der Partitur genau festgelegt und identisch. Sie sind so konzipiert, dass durch genaue zeitliche Koordination bei der Aufführung eine scheinbare Kommunikation und Reaktion zwischen dem Live-Pianisten und demselben Pianisten im Video stattfindet.“
Michael Beil 2000