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SSEYO »Koan«
SSEYO, »Koan«
Screenshot | © SSEYO
Der Stimmentyp »Follows« in der Autoren-Software Koan Pro 2.7


 
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Kategorien: Software

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icon: authorGolo Föllmer icon: authorJulia Gerlach »Audiovisionen. Musik als intermediale Kunstform«


Sound
 

 SSEYO
»Koan«

Für das Konzept der für Internet-Anwendungen entwickelten Software Koan stand eine Avantgarde-Idee Pate: Brian Enos Idee der 'Ambient Music', die er in den 1970er Jahren mit überlappenden, in ihren Feinheiten unkontrollierbaren mechanischen Prozessen erzeugt hatte.
Jede Ausführung eines Koan-Stückes ist anders als die vorherige oder die nachfolgende. Melodik und Harmonik genauso wie der Rhythmus werden mit Hilfe vieler Parameter immer variabel gehalten. Um dies möglich zu machen, unterscheidet man in Koan Stimmen nicht nach den für Sequencer üblichen Kategorien in Lead Voice, Harmony, Rhythm Section usw., sondern hat eigene 'Voice Types' eingeführt:
'Rhythmic' wird in erster Linie von Wahrscheinlichkeitswerten für Phrasenlängen und für Pausen bestimmt. Bei 'Ambient' werden tendenziell Drone-artige Klänge erzeugt, die u.a. von Werten für durchschnittliche Dauern von Noten und Pausen gesteuert werden. 'Follows' (siehe Illustration) ist ein Stimmentyp, der andere Stimmen synchron oder zeitversetzt imitiert. 'Repeat Bar' wiederholt (ähnlich wie Follows) Takte anderer oder der eigenen Stimme, wobei festgelegt werden kann, wieviel von der ursprünglichen Information in der Wiederholung enthalten sein soll. 'Fixed Pattern' (siehe Illustration) akzeptiert die Eingabe melodischer Phrasen, es ist aber prozentual einstellbar, wie exakt diese Phrase realisiert werden soll. 'Listening' bietet Möglichkeiten, Benutzereingaben (Maussteuerung etc.) in variable musikalische Ereignisse zu verwandeln und importierte MIDI-Dateien (also fest notierte Stücke) mit dem generativen Ansatz auszuführen, d.h. in immer wieder neuen Mutationen zu spielen.
Alle Stimmen werden von den übergreifenden Parametern 'Scale Rule' (erlaubte Skalentöne), 'Harmony Rule' (erlaubte zusammenklingende Töne), 'Next Note Rule' (Verhältnis zwischen aktuellem und nächstem Ton) und 'Rhythm Rule' (erlaubte Notenlängen) beeinflusst. Das bedeutet, dass man durch Veränderung dieser Meta-Werte den Möglichkeitsraum der Stimmtypen komplex modifiziert. Bei 'Fixed Pattern' z.B. resultiert dies darin, dass das eingegebene Muster wie ein Samen zu verstehen ist, der je nach Umgebungsbedingungen sehr unterschiedliche Formen annehmen kann.
»A key premise was that much of the musical 'processing' would be carried out by the listener, who would bring to it their own perceptions, situation and 'wetware', so internalizing and personalizing the experience.« (Tim Cole, SSEYO)

Quelle: Golo Föllmer: Netzmusik, CD-ROM zur Neuen Zeitschrift für Musik, 165/5, Sept./Okt. 2004