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Douglas Davis
»Double Entendre: Two Sites Two Times Two Sides«
Es ging [in Double Entendre] um eine Verbindung zwischen dem Whitney Museum of American Art in New York und dem Centre Pompidou in Paris. In Paris war eine Frau, und ich war in New York. Wir unterhalten uns, dann beginnen wir zu flirten, und dann, uns zu verführen. Ich spreche nur Englisch, sie spricht nur Französisch, aber wir sagen dieselben Sachen zueinander, und verdoppeln die Sprache. Viele der Sachen, die wir sagten, kamen aus einem damals neuen Buch von Roland Barthes, den »Fragmenten einer Sprache der Liebe«. [...]
»Double Entendre« war eine Videoarbeit, die allerdings vorwiegend in Audio stattfinden musste, weil wir wieder nicht genug Geld für die Übertragung bewegter Bilder über den Satelliten hatten. Für den größten Teil dieser Performance hört man lediglich diese beiden Leute sprechen. Die Worte waren auf dem Bildschirm, aber man hat die Sprecher nur in den letzten fünf Minuten gesehen.
Am Schluss der Performance sage ich: »Ich halte diese Trennung nicht mehr aus, ich komme jetzt sofort über den Atlantik.« Das bezog sich auf Barthes' Text. In dem sagt er nämlich, dass sowohl die Liebe wie auch die Sprache eine Art Sprung ist. Ich bitte sie darum, da zu bleiben, wo sie ist und renne aus dem Whitney Museum hinaus. Man sieht mich, nun endlich als bewegtes Bild, wie ich die Park Avenue entlang laufe. Sie spricht unterdessen mit dem Publikum, und fragt, ob sie gehen oder bleiben soll. Schließlich entschließt sie sich, davonzulaufen. Sie rennt also runter zu dem Platz vor dem Centre Pompidou, und ich lande direkt vor ihr! Wir jagen einander ein bisschen, und schließlich umarme ich sie. »Double Entendre« endet mit unserer Umarmung, weit weg, im Zwielicht - es ist Abend in Paris, Nachmittag in New York. Wir stehen da und verschmelzen mit der Dunkelheit, während zwei Stimmen gleichzeitig auf Französisch und Englisch darüber spekulieren, was der Doppelsinn dessen, was da gerade passiert ist, sein könnte.
Heißt das, dass Sie von Anfang an in Paris waren?
Davis: Nein. Es heißt, dass das Double überall ist, wie es schon der Titel nahe legt. Das war übrigens wirklich ein unglaubliches Double. Er sah genauso aus wie ich und ging auch so. Ich fuhr nach Paris, um mit ihm zu proben. Alle Kunstkritiker, die später ein Video von der Arbeit sahen, waren davon überzeugt, dass die ganze Sache mit der Landung und dem Herumlaufen vorher aufgezeichnet worden war, aber es war absolut live.
(Quelle: Douglas Davis, in: Tilman Baumgärtel: [net.art] Neue Materialien zur Netzkunst, Nürnberg 2001, S. 56f.)