Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser. |
Francis Galton
»Composite-Fotografie«
Um seine Vererbungslehre zu verifizieren und zu veranschaulichen arbeitete Francis Galton ab 1877 mit dem Verfahren der Composite-Fotografie (composite photography). Dazu belichtete er eine fotografische Platte mit beliebig vielen Einzelporträts einer zuvor ausgewählten Personengruppe, wobei die jeweilige Belichtungszeit des Einzelbildes in Relation zur Anzahl der verwendeten Porträts stand. Die Überlagerung ließ individuelle physiognomische Merkmale verschwinden und verstärkte gemeinsame Züge der ausgewählten Gruppe. Im Resultat erzeugte das Kompositverfahren ein leicht verschwommenes Bild, das laut Galton keinen speziellen Menschen darstellen sollte, sondern einen Typus – eine imaginäre Figur, die die durchschnittlichen Züge einer bestimmten Gruppe von Personen besitzt. Galtons Verfahren gründete auf der Vorstellung der Physiognomik, dass man aus dem Aussehen einer Person auf ihren Charakter und ihr Potential schließen könnte.
Nancy Bursons am Computer generierte Mischporträts (wie etwa Big Brother) lassen sich ebenso mit Galtons Verfahren in Verbindung bringen wie Thomas Ruffs »Andere Porträts«, die mit Hilfe einer Phantombildkamera hergestellt wurden. Auch in der Populärwissenschaft tauchen (mittlerweile am Computer generierte) Kompositbilder – jedoch meist ohne Reflexion auf ihren problematischen ideologischen Hintergrund – immer wieder auf, beispielsweise um einen allgemeingültigen Schönheitstypus zu veranschaulichen.