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Ana Maria Rodriguez
»Code Switching«
Die Komponistin Ana Maria Rodriguez und die Videokünstlerin Melita Dahl nähern sich in der performativ bespielbaren Audio/Video Installation code • switching psychologischen und emotionalen Aspekten der menschlichen Persönlichkeit und knüpfen ein Beziehungsgeflecht aus drei verschieden codierten Systemen, nämlich dem visuell mimischen, dem semantischen und dem akustischen. Sie fokussieren dabei insbesondere Übergänge und Veränderungen. Eine multiperspektivische Zerlegung und Neu-Komposition ist dabei entstanden, die etwa in die Nähe rückt, was sich nicht nah ist und zeitlich dehnt, was sich gewohnter weise in schneller Bewegung vollzieht. Wie durch ein optisch-akustisches Vergrößerungs- oder Verkleinerungsglas werden Aspekte von Sprache und Persönlichkeit neu betrachtet und fremdartige Verbindungen geschaffen, die irritieren können. Hinter der Komplexität dieser multiperspektivischen Betrachtung steht ein klar definiertes Ausgangsmaterial: Die kleinste sinnhafte sprachliche Einheit der Sprache: das Phonem diente sowohl den musikalischen Strukturen als auch den Videobildern als Basis. Die Stimmkünstlerin Ute Wassermann hat die akustischen Elemente erzeugt, ihr Gesicht wurde in vielfältigen inszenierten Stimmungslagen fotografiert.
Ähnlich konzentriert wie das Material ist auch die Präsentationssituation. Auf vier übermannsgroßen Leinwänden wird der Kopf von Ute Wassermann vierfach projiziert. Die parallelen Bilder unterscheiden sich im Ausdruck, der formale Aufbau variiert jedoch nicht. Mit der Technik des Foto-Morphings hat Melita Dahl die einzelnen Fotos zu Filmssequenzen animiert. Das Gesicht wird mit dieser Technik in einzelne Bestandteile zerlegt – so genannte Morpheme, durch die die Transformation eines Gesichtsausdrucks in einen anderen bestimmt werden kann.
Ana Maria Rodriguez arbeitet in der akustischen Schicht ebenfalls mit einem Kontinuum, hier einem klanglich-semantischen: Phoneme werden in ihrem klanglichen Spektrum ausgelotet und zu rhythmischen Figuren geclustert.
In der Installation sind die optischen und akustischen Prozesse durch programmierte generative Schnittstellen miteinander verbunden. Es entsteht ein Fluss aus sich immer erneuernden Klang-Bild-Verbindung.
So entsteht durch den permanenten Wechsel der Codes ein komplexes und überraschendes intrasemiotisches Beziehungsgeflecht aus optischen, akustischen und semantischen Elementen, das einen neuen sinnlich erfahrbaren Bedeutungsraum eröffnet.
Julia Gerlach 2004