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Alphonse Bertillon
»Bertillonage«
Das in den Jahren 1879/1880 von dem Kriminalisten und Anthropologen Alphonse Bertillon entwickelte Verfahren basierte auf der Annahme, dass die Körpermaße einer Person nach Vollendung des 20. Lebensjahres im Wesentlichen unverändert bleiben. Durch Messung und Registrierung der Körpermaße sollte eine Person im Fall einer Wiederholungstat zweifelsfrei identifiziert werden können. Als obligatorischer Bestandteil des erkennungsdienstlichen Verfahrens wurde auch das Polizeifoto [Mug shot] eingeführt, das nach einem streng standardisierten Verfahren en face und en profil aufgenommen wurde. Bis zum Jahre 1905 soll die Pariser Polizei insgesamt 12.614 rückfällige Straftäter durch die Bertillonage identifiziert haben. Die Bertillonage ist sehr komplex und damit fehleranfällig. Die Möglichkeit von Verwechslungen konnte auch bei Abnahme von 11 Körpermaßen nicht vollständig ausgeschlossen werden. Außerdem war Bertillons Verfahren teuer und zeitaufwendig. Auf Grund dieser Mängel setzte sich die zwanzig Jahre später eingeführte Daktyloskopie, die Identifikation durch Fingerabdrücke, sehr schnell durch. Auch in Frankreich wurde die Bertillonage schließlich 1914 nach Bertillons Tod aufgegeben. Einige Elemente der Bertillonage sind jedoch bis heute im kriminalpolizeilichen Erkennungsdienst erhalten geblieben, zum Beispiel die Kombination von Profil- und Frontansicht in der Täterfotografie. Außerdem bildeten die von Bertillon unterschiedenen Gesichts- und Nasenformen teilweise die Grundlage der späteren Phantombilder.