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De digitale Stad (DDS) (De digitale Stad (DDS)), 1994Internationale Stadt (Internationale Stadt), 1994
 
 
 

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1994 und 1995 entwickelten sich eine Reihe virtueller ›stadtähnlicher‹ Gemeinschaften im damals neuen World Wide Web (WWW). Ein wichtiges Anliegen dieser Projekte war die Forderung nach breit angelegtem ›access for all‹, also erschwinglichem Zugang zum Internet und seinen Ressourcen – den es in der ersten Hälfte der 1990er Jahre noch nicht gab. Das in diesem Kontext wohl bekannteste Projekt war De Digitale Stad (DDS) in Amsterdam, die im Januar 1994 ans Netz ging. Die DDS entwickelte sich in kürzester Zeit zu Europas größtem öffentlichen Freenet.[42] Ende 1994 gründete sich nach dem Vorbild der DDS in Berlin die Internationale Stadt[43] (1994–1997), die 1995–1996 das wohl prominenteste Projekt der deutschen Netzszene war. Sie hatte sich zum Ziel gesetzt, als unabhängiger Internetprovider kulturellen Projekten die Präsenz im Internet zu erleichtern. Die Internationale Stadt bot ihren bis zu 300 ›EinwohnerInnen‹ günstige Internetzugänge und Serverplatz für eigene Experimente an – zu einer Zeit, als privater Internetzugang noch fast unbezahlbar war, war das nicht zu unterschätzen. Einen anderen Weg als DDS oder Internationale Stadt hat das im März 1995 in Wien

 

gegründete Institut für neue Kulturtechnologien Public Netbase eingeschlagen. Public Netbase verfolgte zunächst ähnliche Ziele wie die Internationale Stadt, entwickelte sich aber immer mehr zu einem Content Developer und organisierte zuletzt unter anderem seit 2000 das Projekt »world-information.org« in Brüssel, Wien, Amsterdam, Belgrad und New Delhi.

Kollektives und kollaboratives Schreiben in Telekommunikationsprojekten

Bereits vor dem Internetboom der 1990er Jahre haben Künstler komplexe Kommunikationsstrukturen und vernetzte, kollaborative Schreibprozesse in textbasierten Systemen experimentell erprobt. Die historisch auf die »Cadavre-exquis«-Experimente der Surrealisten zurückgehenden kollektiven Schreibprojekte stellen das Autor-Text-Leser-Verhältnis radikal in Frage[44] und korrespondieren mit dekonstruktivistischen Vorstellungen des Textes als Gewebe ( Jacques Derrida), Theorien der Intertextualität ( Julia Kristeva) und dem postmodernen »Tod des Autors« (Roland Barthes).

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