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Nosferatu (Murnau, Friedrich Wilhelm), 1921
 
 
 

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»Le Détroit« stellt eine Passage von einer Welt in eine andere dar. Es ist eine parallele Welt, aber sie ist verkehrt: einerseits gespiegelt und andererseits in die Negativversion gekippt, was im Filmentwicklungsprozess einer Umkehrung entspricht. Die Simultaneität der positiven und der negativen Handlung ist eine geniale Erfindung von Stan Douglas. Das Einfügen von Negativfilm in das Positivmaterial jedoch hat Geschichte. Der wohl berühmteste Einsatz ist der in Friedrich Wilhelm Murnaus phantastischem Film von 1921 »Nosferatu - Symphonie des Grauens«. Dort wurde, um die Bizarrerie von Landschaft, das Unheimliche in der Natur zu visualisieren, von Murnau Negativfilm an der Stelle in die Filmkopie einmontiert, an der der Angestellte eines Häusermaklers mit einer Kutsche durch den Geisterwald zum Schloss des Grafen Orlok gefahren wird. Mit dieser Passage begibt sich der Maklergehilfe in den Machtbereich des leibhaftig gewordenen Metaphysischen und verläßt die Sphäre des scheinbar rationalen Common Sense. Es gibt noch weitere Übereinstimmungen mit diesem frühen Meisterwerk des phantastischen Films. Der Regisseur

 

drehte seinen Film im Unterschied zur damals gängigen Praxis an Originalschauplätzen in zerklüfteter Landschaft, in den Karpaten und in der Ostseestadt Wismar mit ihren verfallenen Lagerhäusern, um der Bedrohung einen realen Charakter zu verleihen. Die erwähnte Waldszene steigert die Natur ins Mythische. Sie evoziert die Vorstellung, dass die Natur die zivilisatorischen Errungenschaften jederzeit wieder zu überwuchern droht. Ähnlich prominent verfährt Stan Douglas mit seiner Zeichnung der Natur, indem er Blätterwerk – Laub und Gehölz – in einer seltsamen Großaufnahme in den Film einfügt und ihm so Bedeutung zuweist. Letztendlich hat sich Stan Douglas beim Schreiben seiner Story für einen stummen Vorgang entschieden und ihm einen stummen Beobachter hinzugesellt, ähnlich dem Figurenpersonal in Murnaus Film. Murnau kommt in seinem Stummfilm mit äußerst wenigen Zwischentiteln aus, da die Szenerie so beschaffen ist, dass sie sich selbst erklärt. Friedrich Wilhelm Murnaus Film wurde als Zeitdokument interpretiert und auch von den Kinogängern damals so verstanden. Die Pest, die der Vampir nach Wismar bringt, erinnerte die Menschen an die schwere

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