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Subway Portraits (Evans, Walker)Menschen des 20. Jahrhunderts (Sander, August)
 
 
 

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Selektion der Bilder interveniert hat. [36] Evans scheint ein Archiv an potenziell ›verdächtigen‹ Personen anzulegen. So gibt es eine Zusammenstellung von »Subway Portraits« (1938–41), die die für Arbeiten mit dem Archiv charakteristische Struktur des Rasters aufweist und dabei durchaus an Fahndungsplakate erinnert. Jedoch sind die Aufnahmen abgelöst von allen zusätzlichen Informationen, die es erlauben würden, den Personen einen Namen, eine Geschichte, eine Position im sozialen Terrain zuzuweisen. Zwar mag man – wie in etwa zeitgleichen archivalischen Projekten (zum Beispiel August Sanders »Menschen des zwanzigsten «) – versuchen, vom Aussehen der Personen auf ihre soziale Positionierung zu schließen – aber augenfällig ist eher, wie wenig dies gelingt (anders als bei Sander, wo die Betitelung der Bilder wichtige Hinweise liefert). So demonstriert Evans mit diesem »vast visual archive« [37] , dass Fotografien nur in spezifischen Kontexten als Element des Polizeiarchivs operativ sind. Schneidet man sie – materiell und metaphorisch – in einem zu hohen Maße aus dem Kontext heraus, verlieren sie ihre identifikatorische Funktion.

 

Das Archiv des Privaten – das Familienalbum

Eine an Wichtigkeit kaum zu überschätzende Form des Fotoarchivs ist das der privaten Fotografie – der größte Teil aller, in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gemachten Fotografien gehört diesem Bereich an. Seit der Ausbreitung der Kodak K-1 nach 1889 war die Verfertigung von Fotografien auch für technisch unbewanderte Normalbürger möglich, zunächst nur in den höheren sozialen Schichten, im Laufe des 20. Jahrhunderts schließlich für jedermann (und -frau): Wir alle fotografieren, wir alle kennen aber auch die endlos-schrecklichen Dia-Abende mit Urlaubs-, dann Hochzeits- und schließlich Kinderfotos. Es gibt detaillierte Analysen zu den Arten und Weisen, wie die Höhepunkte des familiären Lebens fixiert, die Geschichte der Familie in kommentierten Fotoalben immer wieder narrativ (re)konstruiert, wie Erinnerungssysteme an Verstorbene oder einfach nur durch die kapitalistische Mobilität fast immer Abwesende erzeugt werden (das berühmte Foto im Portemonnaie, also fast im Sinne Holmes’ eine Banknote) etc. [38] Diese Praktiken des Fotoarchivs

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