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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathMonströse Körper
 
 
 
 
 

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Lust nach Verschmelzung in der präödipalen Phase der Mutterbeziehung. Theweleits Analyse der Mutter-Kind-Beziehung entspricht dem Begriff des »Abjekten«, wie er von der französischen Psychanalytikerin Julia Kristeva entwickelt wurde und davon abgeleitet oft auch für die Kultur- und Subjektanalyse verwendet wird. Für Kristeva ist der mütterliche Körper das Abjekte, mit dem es in einer permanenten Grenzkonfusion steckt. Monströs ist also nicht mehr das vom Einen (Männlichen) abgespaltete Andere (Weibliche), sondern vielmehr die Unabgespaltenheit und Vermischtheit. Die Andersheit enthält immer auch das Eine, die flexible Mutabilität ist immer Körperpanzer und dessen Zerfließen. Die gemeinsame Auflösung der beiden gegensätzlichen Typen im Ort liquider Ursprünglichkeit sowie ihre variable Serialität weist sie als prinzipiell von der gleichen Art Seiende aus. Nur so erklärt es sich, dass T-1000 und mit ihm sehr viele digitale Bildfindungen weniger ein »weiblich-ekliger Morast« sind, wie Mark Dery in Anschluss an Theweleit sagt, sondern eine gereinigte, metallische, künstliche Flüssigkeit.

 

In vielen digitalen Bildentwürfen überlagern sich die dualen Prinzipen: Das, was bisher das ›Natürliche‹ war, das Offenheit und Wohlgefühl oder umgekehrt Ekel und Faszination erregende Prinzip von Flüssigkeit und Durchlässigkeit, ist etwas völlig Undurchdringlich-Geschlossenes und Künstliches, aber nie Fixiert-Starres, sondern unaufhörlich Bewegliches und Oberflächenhaftes, nach Außen Verkehrtes geworden. Das Konzept der ›Natur‹,wofür gemäß Theweleit fluide Weiblichkeit steht, ist zu einer zweiten, künstlichen, (männlich) programmierten Natur mutiert, die noch immer Assoziationen an eine fluide Weiblichkeit wachhält.

Diese Überlagerungen erklären, dass in den neueren Computeranimationen Yves Netzhammers etwa das Sujet eines scheinbar konventionellgeschlossenen Puppenkörpers ins Zentrum rücken kann, gleichzeitig aber reine variable Oberfläche ist und damit dem Konzept des geschlossenen Körperpanzers völlig widerspricht. [24]

Die monströse Mütterlichkeit der Überwachungstechnologie

Auch in Björn Melhus' digitaler Videoinstallation »Departure – Arrival/Arrival –

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