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Waldemar Cordeiro
»Arteônica: elektronische Kunst«
Waldemar Cordeiro
Arteônica: elektronische Kunst
[Auszug]
»Die Krise der zeitgenössischen Kunst ist Konsequenz zweier Variablen: die Unzulänglichkeit der überkommenen Kunstmedien, Information zu übermitteln, und die Ineffizienz von Information, was Sprache, Gedanken und Aktion angeht. [...] Unter Kommunikation werden sowohl Übermittlung und Verarbeitung von Information, als auch für Übermittlung angewandte technische Mechanismen verstanden.
[...] Die Veralterung des tradionellen Kommunikationssystems von Kunst liegt im beschränkten Konsum begründet, der dem Wesen des Übermittlungsmediums innewohnt. Bedingt durch die eingeschränkte Anzahl möglicher Betrachter, die hohen Kosten, die geografischen Beschränkungen und die technischen Schwierigkeiten ist das überkommene Kunstkommunikationssystem nicht in der Lage, den qualitativen und quantitativen kulturellen Anforderungen einer modernen Gesellschaft Rechnung zu tragen.
Traditionelle Kunstwerke sind physische Objekte, welche an bestimmten physischen Orten ausgestellt werden und physische Beweglichkeit der Betrachter voraussetzen. [...] Traditionell ausgebildete Künstler versuchen, der Kommunikationskrise beizukommen, indem sie den Galerieraum verlassen und in der städtischen oder regionalen Mikrolandschaft arbeiten, wie zum Beispiel mit Verpacken von Bergen. Diese Künstler scheinen nicht bemerkt zu haben, dass nicht der Maßstab, sondern die Natur der Sache an sich das Obsolete ist.
[...] Das Kunstwerk, das implizit den physischen Raum, in dem es konsumiert wird, bestimmt, schließt die Umgebung aus. Es beansprucht ein abgegrenztes Gebiet für seinen künstlerischen Genuß.
Die Informationskrise der zeitgenössischen Kunst resultiert aus einer künstlerischen Problematik, welche aus anderen künstlerischen Problematiken hervorgeht. Originalität stellt somit letztendlich das beste Bindeglied für Traditionsfortführung dar, wobei sie die Entfremdung der linearen Entwicklung künstlerischer Prozesse fortsetzt. Dies ist auch eine Art von Abkapselung, nicht nur physischer, sondern auch semiotischer Art, insofern als der Kunstgenuß vorgegebene Kenntnisse exklusiver Repertoires voraussetzt. Die Kommunikations- und Informationsisolation steht im Konflikt mit dem offenen und interdisziplinären Charakter der planetarischen Kultur.
Die Anwendung elektronischer und telekommunikativer Medien kann zu einer Lösung der Kommunikationsprobleme von Kunst führen, welche für ihre Informationsoptimierung bestimmte Formen der Bildverarbeitung beanspruchen. Im Fall der elektronischen Kunst ruft die Informationsübermittlung keine Transformation hervor. [...] Das dringendste Problem ist jedoch nicht, mit der traditionellen Kunst zu rivalisieren, da dies die Akzeptanz eines schon definitiv zur Bedeutungslosigkeit verdammten Aktionsfeldes bedeuten würde.«
Waldemar Cordeiro, 1971
Erste Veröffentlichung: Waldemar Cordeiro (Hg.), Arteônica, São Paulo, Editora das Américas, 1972, S. 3–4.
Originalversion auf Portugiesisch in: http://www.visgraf.impa.br/Gallery/waldemar/catalogo/arte.htm